Künstler: Daniel
Spoerri
Der Schweitzer Daniel Spoerri wurde am 27.05.1930 in
Galati, heutigem Rumänien, geboren. Er ist ein bekannter Künstler, war auch Tänzer und
Regisseur und einer der bedeutendsten Vertreter der Objektkunst. 1960 wurde er
zum Mitbegründer der „Nouveau Realissme“, übersetzt „der neue Realismus“. Die
Künstler der Nouveau Realisme versuchten dem Betrachter ein leichter
verständliches Bild von sich bzw. ihrer Idee zu geben. 1968 gründete er in
Düsseldorf das „Restaurant Spoerri“ und die dazugehörende „Eat Art Galerie“,
womit er zum Begründer der Eat Art Gattung wurde. Von 1978-1982 war er als
Professor in Köln tätig. Die nächsten sieben Jahre unterrichtete er an der
„Akademie de bildenden Künste“ in München. Zu diesem Zeitpunktschrieb er mehrere
Kochbücher, welche jedoch mehr künstlerischen als praktischen Wert besaßen. Im
Jahr 1997 eröffnete Daniel Spoerri in der Toskana einen Künstlergarten, in dem
über hundert Installationen von ihm und seinen Freunden ausgestellt sind, ein
Gutteil davon Werke in Bronze.
Seit 2007 lebt der Schweizer Künstler in
Wien.
Daniel Spoerri wurde vor allem durch seine
„Fallenbilder“ und der „Eat-Art“ bekannt. Fallenbilder, auf französisch „Tableau
Piège“ sind.
Daniel Spoerri gab folgende Definition: „Gegenstände,
die in zufälligen, ordentlichen oder unordentlichen Situationen gefunden werden,
werden in genau der Situation, in der sie gefunden werden, auf ihrer zufälligen
Unterlage (Tisch, Schachtel, Schublade usw.) befestigt. (..) indem das Resultat
zum Bild erklärt wird, wird Horizontales vertikal. Beispiel: Die Reste einer
Mahlzeit werden auf dem Tisch befestigt und mit dem Tisch an der Wand
aufgehängt.“
Es wird somit ein Teil des Alltags eingefangen und
fixiert, wie in einer Falle.
Die Fallenbilder sind eine bestimmte Art der
Assemblagen.
Die Eat-Art beschreibt die Kunst rund ums Essen und
was dazugehört. Zentrale Themen von Daniel Spoerri sind dabei zum Beispiel der
Geschmacksinn des Menschen und das Hinterfragen von Essgewohnheiten. Denn der
geborene Rumäne sieht Essen und Kochen ale einen Teil des
Lebenszyklus.
„Kichkas Früstück“ wurde 1960 von Daniel Spoerri
entworfen und ist eines seiner bekanntesten Werke. Die Assemblage ist eines der
berühmtesten Fallenbilder und wurde von MoMA
aufgekauft.
Das Bild zeigt einen schwarzen, alt wirkenden
hölzernen Stuhl, auf dem ein von orangefarbenen Papier überzogenes Brett geklebt
ist. Diese Kombination soll einen selbst konstruierten Frühstückstisch
darstellen. Darauf steht ein eher ungewöhnlicher Aschenbecher mit Asche und
alten Zigarettenkippen, zwei weiße Schüsseln mit Essensrückständen und eine
Kaffeekanne aus Metall. Außerdem kann man ein Trinkglas, zwei Eierbecher, eine
Salzdose, zwei weitere Dosen und zwei Löffel sehen. An fast allen Gegenständen
sind Essensreste, die durch Konservierungsstoffe haltbar gemacht wurden. Alles
ist am Tisch festgeklebt, der an der Wand hängt bzw.
„steht“.
Die Anzahl der Schüsseln liegt nahe, dass zwei
Personen hier ein dürftiges Frühstück zu sich genommen haben. Offenbar waren sie
nicht wohlhabend, was die Brett-Stuhl-Kombination anstelle eines Tisches
andeutet. Dennoch saßen sie wohl länger zusammen, was die Zigarettenkippenanzahl
vermuten lässt.
Vielleicht gab es eine Unterbrechung ihrer gemeinsamen
Mahlzeit; weshalb sie alles stehen und liegen ließen. Der Künstler wollte sich
wohl an einen ruhigen Moment erinnern.
Es bleibt die Frage offen: Wer ist Kichka? Daniel
Spoerri nannte sein Fallenbild „Kichkas Frühstück“, aber er erklärte nicht
warum.
War Kichka ein Teilnehmer/in des Frühstücks? Ist das Werk
ihm/ihr gewidmet? Und wenn ja, weil er/sie Daniel Spoerri etwas bedeutete? Oder weil es
seine Grundidee war?
Vielleicht soll Kichka gar keine Person darstellen,
sondern dem Künstler gefiel der Name?
Jedenfalls wollte Daniel Spoerri ein eher typisches
Künstlerfrühstück darstellen, was auch dem Bohemien-Stil widerspiegelt, die ein
wildes regelloses Künstlerleben führten.
Und dennoch kann man sein Werk auch als Echo des
„Vanitas-Stillebens“ sehen, da die Reste der Mahlzeit Vergänglichkeit zeigen:
Der Tisch ist verlassen, die Behältnisse geleert. Zudem ist auf Bilder von
Vanitas-Stilleben häufig Essen und Zugehöriges zu sehen. Das größte Ziel von
Daniel Spoerri war aber sicher, dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, sich in
sein Werk hinein zu versetzen und den Moment
nachzuerleben.