The Great Wall of China: Lovers at the Brink
(1990)
Dieser Film ist eine Dokumentation einer Performance von
Marina Abramovic und Ulay.
In der Performance geht es darum, dass die Künstler von beiden Enden der Chinesischen Mauer, die
4000km lang ist, aufeinander zulaufen und sie sich in der Mitte treffen, wo
- so der ursprüngliche Plan – ihre
Hochzeit stattfinden sollte.
Das Aufeinander zulaufen war für die beiden kein Wettkampf.
Zunächst gab es ein Konzept, wo sie sich treffen wollten, jedoch liefen sie
dann einfach ohne zu warten solange, bis sie sich trafen. Meist waren Marina
und Ulay zehn bis elf Stunden täglich unterwegs, was zwar anstrengend, aber
auch schön war, da sie stets ihr Ziel vor Augen hatten: jeweils 2000km zu schaffen.
Beide folgten der Mauer, wobei Ulay neben ihr, Marina auf
der Mauer lief. Sie brauchte die Kommunikation mit anderen Wanderern, er dagegen
sah sich bald als selbstbestimmter
Sozialist. Marina bemerkte, dass sie sehr gut alleine sein konnte, so besser
allein denken und sich ein eigenes Konzept und Leben vorstellen konnte. Dies
gab ihr dann auch den Impuls, sich am
Ende von Ulay zu trennen.
Mit diesem Projekt
beendeten Marina Abramovic und Ulay ihre langjährige Beziehung.
Das Nachdenken war Marina sehr wichtig und sie fragte sich,
was sie wohl ohne Ulay tun würde. Sie kam zu dem Schluss, dass einfach Andere
seine Rolle übernehmen konnten. Für Ulay machte die Trennung ihn wieder zu
einem Individuum, da ihm auch der Einfluss der Zusammenarbeit zu groß war.
Ulay war und ist kein Maler. Sein einziges Bild ist „Nature
of Mind“. Es zeigt, wie er sich von einer Höhe aus, an Marina vorbei, in ein
Wasserbecken fallen lässt. Es ist kein klassisches Stillleben, vielmehr enthält
es politische Motive.
Nach der Trennung war Marinas erstes eigenständiges Projekt
das „Brasilianisches Projekt“. Dort suchte sie nach Mineralien, und vor allem
von Amethysten war sie sehr begeistert, da diese energieaufladend wirken.
Marina lebt allein und hat Liebhaber, wohingegen Ulay bald nach
der Trennung eine Chinesin aus Peking heiratete, mit der er dann auch Kinder
bekam.
Marina meint, dass sie mit niemandem mehr gemeinsam eine Performance
machen wird, Ulay hingegen kann sich gemeinschaftliche Projekte sehr gut
vorstellen, da er schon immer mit anderen zusammen gearbeitet hat.
Die gemeinsame Arbeit der beiden war stets sehr intensiv und
laut Marina war kein Auflehnen Ulays möglich. Deswegen war ihrer Meinung nach
die Trennung die einzige Möglichkeit für die beiden Künstler, da sie zu viel
von ihm verlangt hatte, so Ulay.
Durch die eigene Arbeit dann bekam Marina die Energie sich
ganz von ihm zu befreien.
Marina war und ist ein „lebendes Kunstwerk“, denn sie
stellte schon immer ihr Leben unter die Regeln der Performance. Sie steckte
ihre ganze Energie in die Kunst. Ulay war ihrer Meinung nach deshalb „untreu“,
weil er stets eine Familie wollte, und dies für sie nicht in ihr Bild passte.
Sie wollte durch ihre Performances ein
Statement abgeben und sich nur auf die Arbeit beschränken.
Protokoll: H.S.