Wenn man über Kunstwerke redet, denkt man meist nur an
etwas, dass man nur anschauen kann. Jedoch gibt es einige Künstler, die durch
eine Installation, den Betrachter teil des Kunstwerkes werden lassen.
144 Steel Plates - Carl André (Minimalismus)
Bei den Kunstwerken von Carl André wird der Betrachter
aufgefordert, über seine Kunstwerke zu laufen. Das Kunstwerk besteht meist nur
aus in bestimmter Weise angeordneten Platten. Dabei muss der Betrachter womöglich seine Hemmungen überwinden, weil man ja eigentlich keine Kunstwerke anfassen, oder gar
darüber laufen darf. Der Betrachter muss aber allerdings über das Kunstwerk
laufen, da dies meist fast den ganzen Raum bedeckt.
Was will er damit erreichen?
Der Betrachter soll zum Einen eine aktive Rolle spielen. Er
erlebt etwas und muss Entscheidungen treffen. Außerdem ist der Betrachter Teil
des Kunstwerkes, und fühlt sich vielleicht sogar geehrt, da er wie über einen
„roten Teppich“ geht. Der Betrachter fühlt sich beim darüber laufen vielleicht
sogar Teil einer besonderen Kultur.
Floor – Do Ho Suh
Das Ziel des koreanischen Künstlers ist des den Mensch/
Betrachter zum Nachdenken oder mitmachen zu bewegen. Das gelingt ihm durch eine
besondere Installation, bei der sehr viele kleine Plastik Figuren eine
Glasplatte halten. Zumindest sieht es so aus, als ob alle Figuren zusammen die
Platte halten. Als Betrachter erkennt man nur bei genauem hinsehen die
Menschen, und dass sie die Platte mit ihren Händen halten.
Do Ho Suh will damit den Menschen zum Nachdenken bringen.
Diese Installation könnte eine Metapher für unsere Gesellschaft sein, bei der
wir sehr viel auf Kosten anderer Leben. Viele arme Menschen müssen täglich
für uns arbeiten, und wir haben oft nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei.
Durch das Laufen über die Platte soll also der Betrachter animiert werden
nicht immer weg zu schauen, sondern auch mal zu handeln.
Body Check – Wolfgang Flatz
Der österreichische Künstler Flatz verhängte bei seiner Installation den Durchgang einer Galerie mit einigen Reihen
von Boxsäcken, und zwar so eng, dass die Besucher die Säcke zur Seite schieben mussten, um
in den nächsten Raum zu kommen. Durch den Druck, den andere
Menschen, die auch durch den Eingang wollen, werden die Sandsäcke wie in einer Kettenreaktion verschoben, so dass jemand, der sich in der Installation befindet, ohne Vorwarnung zur Seite geschubst werden kann.
Viele Menschen empfinden das als eine Gewalt, die ihnen grundlos und von anonymer Seite aus widerfährt. Dadurch entsteht schnell Aggression. Die Menschen werden verunsichert und
reagieren auch unterschiedlich auf diese Gewalt. Junge Menschen könnten das
eher als Spaß sehen, wohingegen Ältere sich sehr bedroht fühlen können. Es entstehen die Fragen „Wie
reagiere ich auf Gewalt? Wer steckt dahinter? Widerfährt sie mir
absichtlich oder ist sie Zufall? Löst meine Bewegung ebenfalls Gewalt aus? Bin
ich Opfer oder Täter?“
Flatz hat jedoch nicht nur
Rauminstallationen gemacht, sondern auch einige Kunst Performances. Bei einer von diesen geht er komplett nackt und gefesselt
durch einen Raum und schlägt an jeder Ecke seinen Kopf gegen eine Metallplatte. Dabei ruft er jedes Mal „schuldig“ und „nicht schuldig“ im Wechsel. Das Ziel dabei
ist, den Betrachter in eine unangenehme Rolle zu versetzen und zu sehen, wie es reagiert. Einige versuchen
vergeblich ihn davon abzuhalten. Beim Publikum kommen Fragen auf, wie „Es handelt sich hier doch um Kunst, ist es in Ordnung, dass ich zuschaue wie er
sich verletzt?“, „Ist er nicht selber verantwortlich für das, was passiert?“ oder „Worauf spielt "Schuldig - Nicht Schuldig an?“. Mit all diesen Fragen wird man auf der Performance
unfreiwillig konfrontiert.
Bei einer anderen Performance von
Flatz stürzt er sich eine Treppe hinunter, um wieder zu sehen, wie das Publikum
reagiert. Als er am Boden lag, sah man die Hilflosigkeit der Menschen, die auch
bei Unfällen ähnlich ist. Viele Menschen stehen nur herum, und helfen ihm
nicht. Dabei fühlen sie sich schlecht, was das Ziel der Performance ist.
Zusammenfassend kann man also sagen,
dass Flatz mit seinen Performances und Installationen immer Gewalt
thematisiert. Menschen werden in eine unangenehme Rolle versetzt und werden
dabei oft verunsichert. Außerdem ist das Ziel von Flatz Menschen dazu zu
animieren zu handeln und nicht nur zuzuschauen.