Beim Verhältnis der Figur zum Raum, welcher durch die Plinthe definiert wird, fällt auf, dass der Raum überwiegt.
Die Plastik sieht regelrecht wie vom Raum zerfressen aus. Es wirkt so,
als ob die Form egal wäre, aufgrund des undefinierten Körperbaus.
Die Figur hat, typisch für Giacometti, lediglich Masse, aber kein Volumen.
Aber warum macht man so eine Figur?
Sie wirkt, mit ihrer taumelnden Haltung, dem außerhalb der Plinthe
liegenden Schwerpunkt und ihren überlangen Gliedmaßen, kunstlos, oder
anders gesagt, nicht schön.
Mit dieser Art von Figur setzt Giacometti eine Philosophie um, von der
er überzeugt ist. Den sogenannten "Existenzialismus" von Jean-Paul Sartre. Dieser besagt,
dass der Mensch völlig frei ist und das Leben keinen vorgegebenen Sinn hat. Jeder muss sein
eigenes Ziel im Leben definieren, um seinem Leben Sinn zu geben. Die Hilflosigkeit wird durch das Taumeln, dem aus dem Raum
herausfallen der Plastik, dargestellt.
Die wichtigsten Körperteile werden dadurch betont, dass sie ein größeres Volumen haben:
- Die Brust steht für das Herz.
- Das Becken steht für die Sexualität.
- Die Füße verbinden den Menschen mit der Materie.
- Die massive Plinthe stellt die Materie dar, die Bedingung für die Existenz.
Sitzender Jüngling (1916/17)
Beim "Sitzende[n] Jüngling" von Wilhelm Lehmbruck umschließt der
Körper den Raum. Das Zentrum der Plastik besteht aus Leere. Der Raum drückt auf den gebeugten Rücken der Figur, die sich
wiederum nach außen gegen den Raum abschottet.
Die Figur symbolisiert die tiefe Trauer über den
Krieg, vor allem durch die nach unten, in den leeren Raum gerichtete Blickachse
dargestellt wird.
Bei Henri Laurens Plastik "Der Abschied" (1949/41) überwiegt das Volumen, sie wirkt wie aufgeblasen. Die menschliche Figur ist schwer erkennbar.
Das Volumen sinkt und der Kopf is nach unten gerichtet. Die Figur
empfindet Trauer, kapselt sich ab und versteckt sich in sich selbst.
Taumelnder Mann:
Sitzender Jüngling:
Der Abschied:
https://www.bildindex.de/document/obj05020430/mi01569a05/?part=0
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