Donnerstag, 24. Mai 2018

Darstellung des Körpers in der Plastik




Bildhauerei ist der Überbegriff für 3-dimensionale Figuren oder Objekte, die durch abtragen von Material (Skulptur), aufbauen, modellieren, gießen oder zusammenfügen (Montage) entstanden sind.
Der Köper des Menschen ist von der Antike bis zur Moderne häufig Gegenstand der Darstellung.

Die Plastik arbeitet mit dem Volumen der Figur einerseits und dem umgebenden Raum andererseits. Der unmittelbar die Plastik umgebende Raum wird oft durch die Plinthe, einer aus dem selben Material bestehenden, flachen Platte, oder einem Sockel definiert. Plinthe oder Sockel sorgen natürlich auch für die Stabilität der Figur.
Ein plastisches Objekt besitzt immer ein Volumen, welches nicht das Gleiche ist wie seine Masse. Man unterscheidet in der Bildhauerei zwischen einem sog. starken und einem schwachen Volumen, wobei man mit beiden unterschiedliche Assoziationen verknüpft. Bei einem starken Volumen spricht man nämlich von konvexen Formen, die nach außen drängen, wie als würde man einatmen.  Automatisch erbindet man damit etwas Jugendliches, Starkes und Schönes, während ein schwaches Volumen, mit seinen konkaven Formen, eher alt und krank wirkt.

Ähnlich wie es in der Malerei der Fall ist, will und soll die Plastik nicht möglichst genau die Realität abbilden (=imitieren) sondern gestalten.

Das unterschiedliches Zusammenspiel von Volumen und Raum ist eine Möglichkeit, in der Bildhauerei Ausdruck und Bedeutung zu schaffen.

Schlafender Satyr : Beispiel für ein Volumen, das den Raum einschließt und umrahmt
Taumelnder Mann: Raumlineatur, kaum vorhandenes Volumen, sehr konkave Formen ägyptischer Würfelhocker: Kernform, in sich geschlossenen, raumabweisende Plastik


Der ägyptische Würfelhocker

Bei dieser Skulptur wirkt der Kopf sehr realistisch, bzw. imitativ, während sich der restliche Körper eher weniger an die Naturvorlage hält. Die Figur sitzt mit eng and den Körper herangezogenen Beinen auf der Plinthe, er wirkt wie ein Würfel, an dessen Seiten sich die Gliedmaßen wie durch ein Tuch leicht abzeichnen. Auch die Hände und Füße sind nicht ganz plastisch ausgearbeitet, sondern nur reliefhaft angedeutet. Die Oberfläche der Plastik ist völlig glatt.
Das Motivs erinnert an das Mumifizieren der alten Ägypter, da es dort ebenfalls zu einer Einwicklung, eng an der Körperoberfläche, kam.

Durch seine sehr konvexen Formen wirkt der Würfelhocker sehr raumabweisend, das Volumen wirkt stark.
Hierbei wäre denkbar, dass frühere Ägypter der Mittelschicht eine solche Figur anfertigen ließen, um diese mit ins Grab zu nehmen, so dass, laut ihrer Religion, eine Chance auf die Verlängerung des Lebens nach dem Tod bestehen bleibt. Dies würde auch die Tatsche des genauen Portraits des Kopfes erklären, welcher als einziges Merkmal den Verstorben darstellen soll. Das Material der Figur ist Granit, was die vorausgegangene These ebenfalls stützt, da Granit sehr robust ist und die Figur somit lange bestehen bleibt.
Auf der Vorder und Rückseite und der Plinthe sind zudem Hieroglyphen eingraviert. 

Alles an der Figur, Material, Volumen und Verhältnis zum Raum soll ihre Beständigkeit und Unzerstörbarkeit unterstreichen.


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