Samstag, 27. Juni 2015

Der Betrachter als Teil des Kunstwerks



Mit dieser Plastik versucht Giacometti, das Menschliche Scheitern darzustellen. Die Plastik zeigt einen Mann, der sehr dünn ist, man könnte ihn mit einem Strichmännchen vergleichen. Dieser scheint gerade zu stolpern und in den leeren Raum zu fallen. Es drückt aus, dass es keine sichere Lebensphilosophie und kein Rezept für das Perfekte Leben gibt.
Giacometti wurde sehr stark von Jean-Paul Sartres Philosophie des Existenzialismus beeinflusst.

Diese drei Männer sehen genauso aus wie der taumelnde Mann, doch sie fallen nicht sondern schreiten nach vorne. Sie gehen tatsächlich nach vorne und versuchen es nicht nur, dass sieht man daran, dass das Gewicht schon auf das vordere Bein gelegt ist, der Oberkörper nach vorne gebeugt ist und die Arme in einer Schrittbewegung sind. Da die Menschen nur sehr schmal dargestellt sind, gibt es viel Raum von dem sie umgeben sind. Gegen diesen müssen sie kämpfen, sie müssen sozusagen kämpfen um voranzukommen, etwas zu erreichen. Alle drei Figuren gehen in verschiedene Richtungen. Damit will Giacometti ausdrücken, dass jeder Mensch sich seinen eigenen Weg suchen muss. 
Was man bei dieser Plastik machen muss, was aber bei allansichtigen plastischen Arbeiten häufig vorkommt, ist, dass der Betrachter sich um die Plastik herumbewegen muss, um alles zu erkennen. Dadurch ist der Mensch nicht nur Betrachter der Kunst, sondern wird sozusagen zum Mitspieler. 

Sockel & Plinthe:
Der Sockel ist dazu da, die Skulptur höher zu stellen als den Betrachter, damit dieser erkennt, dass die dargestellte Person wichtiger ist als er.
Die Plinthe ist nur eine dünne Platte, auf der die Skulptur steht. Manchmal ist die sogar in den Boden eingelassen. Dies dient dazu, dass die Skulpturen auf Augenhöhe mit den Betrachtern stehen und es ihnen so vorkommt, als würden sie gleichgestellt, dem Betrachter ebenbürtig sein.

Bei der Figurengruppe Die Bürger von Calais von Auguste Rodin handelte der Bildhauer gegen den Wunsch der Auftraggeber und stellte seine Figuren ebenerdig auf. Statt die Bürger als vorbildliche Helden zu überhöhen, konfrontiert uns Rodin mit ihrer Angst und Verzweiflung angesichts des sicheren Todes. Auch hier ist es notwendig, die Plastik zu umschreiten, um alle Figuren der Gruppe betrachten zu können.

Der Koreanische Künstler Do-Ho Suh hat den Sockel selbst zu einem Kunstwerk gemacht: seine Installation Floor besteht aus einer begehbaren Glasplatte, die von über 180.000 winzigen Plastikfigürchen gehalten wird.

144 Stahlplatten(Carl Andre):
Dieses Kunstwerk sind 144Stahlplatten, die eine großen Teil des Bodens bedecken. Man weiß zunächst nicht genau, was man machen soll, wenn man davor steht. Darf man darüber laufen oder sollte man lieber drumherum gehen? Hinter diesem Kunstwerk stecken zwei Ideen, die erste beschäftigt sich damit wie man mit Kunst umgeht und die zweite Idee ist die Idee, dass wenn man darauf steht, ein Teil des Kunstwerkes ist. Deswegen sind nicht nur die Platten das Kunstwerk sondern auch der Raum über ihnen.

Bodycheck(Wolfgang Flatz):
Wolfgang Flatz ist ein Performancekünstler und hat eine Installation Namens Bodycheck aufgebaut. Es handelt sich dabei um einen Durchgang, der mit eng nebeneinander aufgehängten Boxsäcken versperrt ist. Um durch den Durchgang in den nächsten Raum zu kommen, muss man die schweren Sandsäcke zur Seite schieben. Doch dies wird bei mehreren Personen in der Installation problematisch, da man nicht sieht, ob man eine andere Person mit dem Sandsack trifft. Das Thema dieser Installation ist, wie gehen wir mit Gewalt um und wie gehen wir mit der Angst vor Gewalt um? Dies wird dem Betrachter auch besonders deutlich, da er ein Teil des Kunstwerks ist und dadurch ist die Kunst nicht etwas, was man lediglich betrachtet, sondern was man am eigenen Körper erlebt.

Protokoll: M.P. 2015

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