Sonntag, 13. Dezember 2015

Die Gotik (1140-1500) und ihre Architektur (Teil 1)



1. Die Überwältigungsarchitektur

Wenn man von der Überwältigungsarchitektur spricht, redet man von sehr großen, imposanten Gebäuden. Sie zielen darauf ab, dass sich der Betrachter wie ein Niemand fühlt. Der Mensch spielt keine große Rolle in diesem großen Gebäudekomplex, sieht sich als bedeutungslos und klein an. Hinzu kommt, dass das Gebäude von allen Seiten beeindruckend ausgeschmückt ist. Jede Überwältigungsarchitektur hat einen anderen Grund, warum sie den Betrachter überwältigen will.

Beispiele dieser Architektur:
- Reichstagsgebäude am Platz der Republik in Berlin
- viele Kirchen/Dome (in der Epoche der Romanik und Gotik)
- NS-Architektur → der Betrachter „soll auf die Knie sinken“
- Hochhäuser (z.B. Empire State Building)
- Opernhäuser für kleine Gruppen (→ sollten die Masse, die nicht ins Theater ging, überwältigen)
- Paläste oder Schlösser (z.B. Schloss Versailles)

2. Gotische Kathedrale

Eine herausragende Kunstschöpfung der Gotik ist die gotische Kathedrale. Diese Gotteshäuser sind  riesige Versammlungsräume für Menschen, die hauptsächlich dazu dienten, Gottesdienste abzuhalten. Diese imposanten Kathedralen sollen den Betrachter nicht nur einschüchtern, sondern ihn außerdem auf die grenzenlose Macht Gottes hinweisen. Der Architektur der Gebäude kann man sich nur über Schritte nähern. Es ist eine stufenweise Interpretation erforderlich, die sich in 4 Punkten von Funktion, über Konstruktion und anschauliche Wirkung bis zur ideellen Bedeutung erstreckt.

Geschichte und Funktion:
Sehr viele Gläubige gingen den Jakobsweg, da sie sich am Ende des Weges die Vergebung ihrer Sünden erhofften. Die ersten Zentren dieser Kathedralen befanden sich hauptsächlich in Nordfrankreich. Sie strahlten den Glauben und diese Architektur in verschiedene Richtungen, die einer Perlenkette gleichen (→ Jakobsweg), durch ganz Europa, von Russland bis nach Spanien, aus.
Die fadenartige Struktur der Ausbreitung lässt sich anhand der Pilgerwanderungen erklären, da die Pilger von Kirche zu Kirche liefen und am Rückweg ihre Ideen und Überzeugungen verbreiteten. Die Kathedralen auf dem Weg zum Ziel des Jakobswegs, Santiago de Compostela, mussten sich an die riesigen Wanderungen anpassen. Daher besteht der Grundriss der Kirche aus einem großen Raum, der rundum außerdem viele kleine Räume besitzt. Die Pilger kommen von einem Eingang der Kirche hinein, verteilen sich auf die vielen kleinen Kapellen um zu beten und können anschließend wieder auf der anderen Seite hinausgehen damit alles geregelt ablief. Diese Art von Kirche nennt sich Wallfahrtskirche.
Die Kathedralen bestanden also nicht nur aus einem Raum, sondern außerdem aus vielen kleinen Kapellen. Sie waren multifunktional.



Zusätzlich:
Es gibt eine Dokumentation über die ganze Architekturgeschichte in 10 Gebäuden. Darunter befindet sich auch die Gotik. Einige interessante Informationen sind auch dort unter folgendem Link zu hören/sehen: https://www.planet-schule.de/sf/filme-online.php?reihe=1148&film=8603











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