Andy
Warhol (1928 – 1987) war ein US-amerikanischer Werbegrafiker und einer der bekanntesten Vertreter der Pop Art, einer Kunstrichtung, die als Reaktion auf die elitären Ansprüche der Abstrakten Kunst der Nachkriegszeit, sich wieder mehr mit dem Realismus auseinandersetzte.
Philosophie
- Berühmt/berüchtigt wurde Andy Warhol in den 1960er Jahren durch Bilder, wie zum
Beispiel „Campbell's Soup Cans“ (1962) oder „Marilyn Monroe“
(1967). In seinen Bildern werden Dinge dargestellt, die jeder
sofort erkennt, wie z.B. Filmstars oder Markenartikel aus den Supermärkten. Die abgebildeten Berühmtheiten und Dinge hatten eine Gemeinsamkeit: er sah sie allesamt als Ware, Konsumartikel, Dinge, mit denen man Geld machen konnte. Auch die Kunstwerke selbst sah er in erster Linie als Ware, ganz im Gegensatz zu der seit Jahrhunderten vorherrschenden Meinung, dass (wahre) Kunst über den Kommerz erhaben sei.
Der Erwartung des Publikums, einen tieferen Sinn in einem Kunstwerk finden zu können setzt Warhol entgegen:
«Ich bin ein zutiefst oberflächlicher Mensch.»
Berühmt werden, viel Geld verdienen, Glück durch Konsum - das scheinen die Ideale des modernen Menschen zu sein, und sie werden in Warhols Kunst lediglich bestätigt. Ob man sie gut oder schlecht findet überlässt der Künstler dem Urteil jedes Einzelnen.
«In der Zukunft wird jeder für 15 Minuten weltberühmt sein.»
Auch bei der Herstellung der Bilder richtet sich Warhol gegen die Erwartungen des kunstverständigen Publikums:
Technik
- Sein Markenzeichen war der Siebdruck, ein Vervielfältigungsverfahren, das bisher eher in der Werbung benutzt wurde, weil es maschinell mit großer Geschwindigkeit hohe Auflagen (Stückzahlen) in gleichbleibender Qualität möglich machte. Das lief der Idee zuwider, dass der Wert eines Kunstwerk von seiner Einmaligkeit oder zumindest seiner niedrigen Stückzahl (bei Drucken) abhängig sei.
Die Vorstellung, dass ein Kunstwerk "handgemacht" sein muss, wird auch nur bedingt erfüllt. Zwar werden Warhols Siebdrucke oft in Handarbeit hergestellt, aber nicht unbedingt vom Künstler selbst, sondern von seinen Mitarbeitern in seiner Factory. (Diese Art von Arbeitsteilung war zwar schon seit dem Mittelalter gängige Praxis in den Ateliers, aber das wissen halt nur die Wenigsten.) ;)
Warhol betont geradezu, dass er seine Bilder nicht selbst macht.
Virtuosität
- Der Siebdruck ermöglicht auch das Drucken von Fotografien. Warhol benutzt meistens in hartes Schwarz/Weiss umgewandelte Fotos als Basis für seine Siebdrucke. Häufig sind diese Fotos nicht einmal von ihm selbst gemacht worden. Sein berühmtes Marilyn Bild basiert auf einem Pressefoto, die Vorlage für seine Elvis Serie ist ein Werbefoto für einen Kinofilm.
Somit wird auch der Forderung eines besonderen Talentes oder Könnens (Virtuosität) und der tatsächlichen Urheberschaft des Künstlers als Voraussetzung für die Betrachtung eines Werkes als Kunstwerk eine Absage erteilt.
«Ich fände es großartig, wenn mehr Leute mit Siebdruck arbeiten würden
so dass keiner mehr wüsste, ob mein Bild wirklich meines oder das eines
anderen wäre.»
Ganz im Sinne Andy Warhols: Macht euch euren eigenen Warhol!