Montag, 25. Juni 2018
Montag, 4. Juni 2018
Körper des Künstlers/Körper des Publikums
Wenn man sich mit Körpern in der Kunst auseinandersetzen
will, muss man sich zwangsläufig auch mit dem Expressionismus
auseinandersetzen.
Beim Informellen Expressionsimus malt Künstler das, was in ihm emotional
vorgeht.Diese Art von Kunst ist während derNachkriegszeit, in den 50er und 60er
Jahren, entstanden. Die Zentren der damaligen Kunst waren, wie schon seit längerem, die europischen Städte, wie Paris oder London, aber nach dem zweiten
Weltkrieg eben auch jüngere Städte, wie beispielsweise New York.
Der Künstler Jackson Pollock war einer der größten
Vertreter des Abstrakten Expressionismus, er verwendete unter anderem
die Technik des „Action Painting“. Diese Technik ist durch die Dynamik und
Bewegung beim Malen gekennzeichnet, auch der Zufall, wie die Farbe nach dem auf
die Leinwand „schleudern“ herunterfließt, spielt eine große Rolle. Beim
amerikanischen Expressionismus wird meist eine große Leinwand verwendet, wie
auch bei bei dem sogenannten „Dripping“, eine weitere Technik des
Expressionismus. Jackson Pollock lässt die Farbe auf die Leinwand tropfen, indem
er mit Farbe über das Bild läuft und somit eine Aufzeichnung seiner Bewegungen
erhält.
Beim Prinzip des „All-over“, eine weitere Technik die im
Zusammenhang mit Jackson Pollock steht, wird die Leinwand komplett mit
Farbe bedeckt, auch über den Rand, da keinerlei Rücksicht auf das Format
genommen wird.
„I want to express my feelings, rather than illustrate them“
(Jackson Pollock)
Die Farbe, Intensität, etc. hängen dabei ganz und gar nur
von der Befindlichkeit des Künstlers ab.
Neben Jackson Pollock gab es auch einige andere
einflussreiche Künstler, die sich mit dem Expressionismus auseinandergesetzt
haben. Einer von ihnen war Lucio Fontana. In seinem Werk „Concetto Spaziale“
ritze er mit einer Rasierklinge die Leinwand und schaffte somit damit eine echte Dreidimensionalität.
Niki de St. Phalle z.B. schoss auf farbgefüllte Luftballons,
dieses Kunstrichtung nannte sich „Nouveau Réalisme“.
Künstlerin Regine von Chossy
malte mit Kreide Aufzeichnungen ihrer Bewegungen mit Kreide mit beiden Händen
von oben nach unten, je nach dem, wie sie sich bewegt hat und schuf damit ihr
Werk „Energetische Zeichnungen“
Plakative Kunst
„Mut zur
Wut“, der Name eines in 2011 entstandenen Plakatwettbewerbs, der sich
hauptsächlich an Grafiker richtet. Die 30 besten Plakate, die das Ziel eines kritischen,
sozialen, politischen und/oder persönlichen Inhaltes transportieren, werden in
einigen Großstädten an den Straßen ausgehängt, sodass die Botschaft des
jeweiligen Plakats jede Menge Leute erreicht. Außerdem ist es ein Ziel der
Plakatkunst den Betrachter zum Nachdenken anzuregen und so Emotionen wach zu
rufen.
„Bleistift“, Felix Pfäffli (2012)
Ein Beispiel
für ein Plakat dieses Wettbewerbs ist das Werk von Felix Pfäffli.
Es ist ein schwarzer Bleistift in der Mitte des Bildes zu sehen, der
eine Diagonale durch das Bild bildet und näher zum Betrachter hinrückt. Das
Plakat selbst ist hochkant ausgerichtet, der Schriftzug jedoch waagerecht,
sodass man seinen Kopf drehen muss, um diesen lesen zu können. Diese Art der
Typografie versucht den Menschen ein bisschen herauszufordern. Das
Auffälligste des Plakats ist jedoch die Farbe des Hintergrunds. Er ist in Rot
gewählt, was eine Anspielung auf den Namen des Wettbewerbs sein könnte, da man
mit der Farbe Rot in gewisser Weise auch Wut verbindet, außerdem ist es eine
Signalfarbe, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Bleistift jedoch schabt
eine kleine diagonale Linie der roten Fläche ab und bringt das Weiße darunter
zum Vorschein. Der Grafiker hat vermutlich den Bleistift gewählt, da dieser ein
typisches Kunstwerkzeug ist. Dieser macht es dem Betrachter möglich ein wenig
tiefer „reinzuschauen“ indem er die Fläche freischabt. Zusätzlich bringt es
Bewegung in das Bild und die Diagonalen machen es dynamischer. Licht und
Schatten schaffen hier die nötige Plastizität und Tiefe. Das Plakat, vor allem
der Bleistift, wirkt greifbar durch die plastische Darstellung. Die rote Fläche
hat nicht nur die Aufgabe Aufmerksamkeit zu erregen, sie dient auch als Boden
des Bildes und stellt die Räumlichkeit her. Andererseits gibt es keinerlei Farbperspektive, die rote Fläche ist überall gleich intensiv, was der räumlichen Wirkung wiederum entgegensteht. Der rote Hintergrund kippt, je nachdem welchen Bereich des Plakates man betrachtet, zwischen räumlicher und flächiger Wirkung hin und her.
Das Ziel des Plakats ist es in
gewisser Weise, mit der Warnhmung als Reiz zu spielen.
https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/84/8d/37/848d375d728a496f23b82359944898fa.jpg
„Who´s afraid of red, yellow and
blue“ Barnett Newman (1966)
Aufgrund der
Wirkung der Signalfarbe Rot, möchte ich auf die monochrome Malerei von Newman
zusprechen kommen, die sich mit dem Thema der psycho-physischen Farbwirkung
beschäftigt. Das Bild hat eine monumentales Format und füllt die Wand eines Raumes
normaler Größe komplett aus. Man kann es sich sehr leicht vorstellen, da das
Kunstwerk hauptsächlich eine große rote Fläche ist. Am linken Rand des Bildes
ist jedoch eine kleine Fläche des Bildes in Blau gemalt, am rechten Rand eine
minimale Fläche in Gelb. Diese Bild fiel dem Kunstvandalismus zum
Opfer, es wurde mit einer Schere/ einem Messer zerschnitten. Das ist
eventuell zurückzuführen auf die Farbe Rot, die, wie vorher schon angesprochen, Wut
auslöst, da man Rot als sehr aggressive Farbe wahrnimmt und rote Flächen auch zur Reizung des vegetativen Nervensystems und zur Ausschüttung von Adrenalin führen.
https://www.kunsthalkade.nl/de/ausstellungen/die-farben-des-style/slideshow/barnett_newman_2018who2019s-afraid-of-red-yellow-and-blue-iii_1967.jpg/@@images/image/large
Ein weiteres
Gemälde, das dem von Newman relativ nahe kommt ist „No title“ von Ad Reinhart, welches den Unterschied hat, dass es
komplett in Schwarz gestaltet ist. Schwarz ist eher eine Frabe, die Trauer
hervorruft. Außerdem unterscheidet man zwischen emotionalen Farben (eigenes
Empfinden ausdrücken) und symbolische Farben (z.B durch den kirchlichen Ritus definiert).
Das nächste Beispiel des Plakat Wettbewerbs besteht
hauptsächlich aus einer großen blauen Fläche, in deren Mitte der Facebook
Schriftzug etwas gestaucht zu sehen ist. Vor diesem Schriftzug sieht man die
bekannte Facebook- Hand, die zu einer Faust geballt ist. Es wird der Eindruck
erzeugt, dass die Faust versucht den Facebook Schriftzug aus dem Bild
„rauszuhauen“, da die Buchstaben schon sehr eng beieinander hängen. Die Speedlines
unterstützen die Faust und somit auch die dynamische und gewaltsame Wirkung. Man bekommt den Eindruck, dass die
Faust eine besonders hohe Geschwindigkeit hat und es wird noch einmal deutlich,
dass die Faust in Bewegung ist. Der typische Schriftfont macht es möglich, dass man
erkennt, dass es sich um Facebook handelt, ebenso ist die Hintergrundfarbe blau
auch die typische Facebook Hintergrundfarbe. Das ganze Plakat ist ein Spiel mit
dem Raum, vor allem da man das Gefühl bekommt der Schriftzug soll aus dem Bild
verschwinden, das macht den Raum in gewisser das Plakat zu einem begrenzten Raum.
Plakat
Nummer 3, ist dem vorherigen etwas ähnlich. Wie vorher ist die
Hintergrundfarbe blau, diesmal aber ein etwas helleres blau. Man sieht ein
Kind, dass auf einer von drei Tasten einer Tastatur sitzet, die aber die
Wirkung einer Eisscholle im weiten Meer haben und sehr plastisch dargestellt
sind. Das Kind wirkt sehr einsam und verloren. Die blaue Fläche des
Hintergrunds wirkt hierbei endlos und wird zum Raum des Bildes. Im unteren Teil
des Plakats steht geschrieben „Don´t leave your kid in the virtual world“.
Dadurch wird das Ziel dieses Plakats da, denn es spielt auf die Gefahren im
Internet an und auch, dass man doch relativ einsam dort sein kann.
Figur- Grund- Beziehung und Figur-
Grund- Wahrnehmungen
Diese beiden
Begriffe beschäftigen sich mit optischen Täuschungen. Beispiel hierfür ist
wieder ein Plakat, das sich mit den Gefahren beschäftigt, die im Internet
lauern. Es ist ein Mädchen zu sehen, dessen Pferdeschwanz den Schnauzer eines
Mannes bildet, der direkt hinter ihr steht. Das Mädchen sitzt vor ihrem Laptop
und surft im Internet. Das Bild spielt womöglich auf die unzähligen Fake
Profile an, die im Internet existieren. Folglich hat das Bild eher einen
sexuellen Hintergrund. Das Bild „deckt“ indirekt auf, wer hinter der Person
steckt, mit der das Mädchen chattet. Es ist jedoch schwer das Mädchen zu
erkennen, da sie dieselbe Farbe hat, wie der blaue Hintergrund. Ein weiteres
Detail ist auch noch der weiße Schriftzug „alone?“ im unteren Teil des Bilds.
Dieser unterstützt die Interpretation, dass das Mädchen nicht wirklich weiß,
was sie gerade tut.
Sonntag, 3. Juni 2018
Abramovic - Ulay II
Das
ehemalige Künstlerpaar Marina Abramovic und Ulay hat von 1976 bis 1988 viele Performances
zusammen erarbeitet und durchgeführt, in denen sie immer "Bilder" für den momentanen Zustand ihrer Beziehung gefunden haben.
Eine bedeutende Performance, vor allem auch wenn
man ihre Liebesgeschichte betrachtet, ist „Night Sea Crossing“. Dabei
sitzen sich die beiden in einem Museumssaal an einem Tisch gegenüber. Wochenlang, täglich, von Beginn bis Ende der Öffnungszeiten, sitzen sie in den berühmtesten Museeen der Welt. Allerdings verhalten sie
sich extrem passiv, d.h. sie bewegen sich nicht und reden auch nicht, sondern starren sich nur
an. Die Besucher des Museums sehen die beiden und erwarten viellicht etwas, doch
nichts passiert, sie sind wie zwei leblose Ausstellungsstücke. Die Performance geht sogar danach weiter, sie achten darauf dass sie außerhalb des Museums keiner sieht, sie reden nicht miteinander und fasten.
Man kann vermuten, dass die Kunstwelt genauso hohe
Erwartungen wie die zwei Liebenden an ihre Beziehung hatte
– beide wurden enttäuscht. Dadurch, dass Marina und Ulay ihre Liebe zum Thema ihrer Kunst machten und dadurch öffentlich auslebten, standen sie unter ständiger Beobachtung, sie galten sogar als das "Vorzeigepaar" schlechtin. Dem Druck der Erwartungen konnten sie auf Dauer jedoch nicht standhalten, und sehr wahrscheinlich haben sie vergessen an ihrer Beziehung zu arbeiten
und somit hat auch die Verliebtheit und die Liebe nachgelassen. Dies spiegelt sich
auch in ihren Performances wider, denn diese enthielten mit der Zeit immer
weniger Körperkontakt.
Im Rückblick kann man Night Sea Crossing als
Vorboten für das Ende der Beziehung bezeichnen, denn Ulay hat den
körperlichen Druck des Dasitzens nicht mehr ausgehalten und ist
aufgestanden und gegangen.
Ihre
letzte gemeinsame Performance, die sie 1988 gemacht haben, heißt „The
Lovers“. Beide hatten sich von einem Ende der Chinesischen Mauer aufgemacht und
liefen sich entgegen, um sich in der Mitte, die nicht genau
definiert war, treffen zu können, dort eine chinesische Hochzeit zu
feiern und somit ihre Liebe zu erneuern und die Beziehung zu retten.
Allerdings, als die beiden sich nach Wochen tatsächlich getroffen haben, beschlossen sie, sich zu
trennen, denn ihnen ist in der „Einsamkeit“ ihrer Wege klar geworden,
dass es ihnen damit besser geht. Somit könnte man diese Performance auch als den Weg zur Trennung betrachten.
2012
hat Marina Abramovic mit „The Artist Is Present“ eine Solo-Performance
gestartet. Dabei wollte sie wahrscheinlich auf „Night Sea Crossing“
anspielen, denn sie saß an einem Tisch, einem leeren Stuhl gegenüber.
Auf diesen leeren Stuhl durften sich die Museumsbesucher setzen. Dies
wollten auch viele tun, denn es sammelte sich eine riesige Menschenmenge an
die geduldig darauf wartete, auf diesem Stuhl, Marina Abramovic gegenüber, Platz nehmen zu können. Während die Menschen auf dem
Stuhl sitzen und Marina in die Augen schauen, gehen ihnen tausende
Gedanken durch den Kopf. Man sieht ihnen oft den Schmerz
und die Einsamkeit, die sie in diesem Moment fühlen, in Form von Tränen an. Die Menschen
haben keinen anderen Rückzugsort als sich selbst und müssen mit ihren
eigenen Gefühlen klar kommen.
Irgendwann kommt Ulay und setzt sich auf
den Stuhl. Dies ist das erste Mal nach ihrer Trennung, dass sie sich
wiedersehen. In diesem Moment ist auch Marina zu Tränen gerührt und sie
fängt an zu weinen. Nach einiger Zeit geben sie sich die Hände und
plötzlich fangen alle Menschen, die im Museumsraum sind und vorher noch
still waren, an zu klatschen.
Allerdings
ist Marina Abramovic nicht nur Performance-Künstlerin, sondern sie
macht auch Objektkunst.
Eines ihrer Kunstwerke heißt „Shoes for
Departure“, was auf Deutsch übersetzt „Schuhe für die Abreise“ heißt.
Schaut man sich das Kunstwerk allerdings etwas genauer an, stellt man
fest, dass es unmöglich ist mit diesen Schuhen zu gehen. Sie sind
übergroß und aus dem schweren Halbedelstein Amethyst gefertigt. Da
es Marina wichtig ist, immer ein Teil ihrer Kunstwerke zu sein, hat sie
den Rohstoff mit ihren eigenen Händen aus einem Bergwerk in Brasilien
geschlagen.
Mit ihrem Kunstwerk wollte sie den Betrachter zum Teil der Kunst machen, indem er in die kühlen und glatten Schuhe
hineinschlüpfen kann. Allerdings kann man sich nicht bewegen und ist somit
gefangen.
Die Beine in Schrittstellung fixiert, den Blick auf die leere Wand gerichtet, kann die Reise eigentlich nur noch ins eigene Innere gehen.
Night Sea Crossing
The Lovers
The Artist Is Present
Shoes for Departure
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