Montag, 4. Juni 2018

Plakative Kunst



„Mut zur Wut“, der Name eines in 2011 entstandenen Plakatwettbewerbs, der sich hauptsächlich an Grafiker richtet. Die 30 besten Plakate, die das Ziel eines kritischen, sozialen, politischen und/oder persönlichen Inhaltes transportieren, werden in einigen Großstädten an den Straßen ausgehängt, sodass die Botschaft des jeweiligen Plakats jede Menge Leute erreicht. Außerdem ist es ein Ziel der Plakatkunst den Betrachter zum Nachdenken anzuregen und so Emotionen wach zu rufen.

„Bleistift“, Felix Pfäffli (2012)

Ein Beispiel für ein Plakat dieses Wettbewerbs ist das Werk von Felix Pfäffli.                                       
Es ist ein schwarzer Bleistift in der Mitte des Bildes zu sehen, der eine Diagonale durch das Bild bildet und näher zum Betrachter hinrückt. Das Plakat selbst ist hochkant ausgerichtet, der Schriftzug jedoch waagerecht, sodass man seinen Kopf drehen muss, um diesen lesen zu können. Diese Art der Typografie versucht den Menschen ein bisschen herauszufordern. Das Auffälligste des Plakats ist jedoch die Farbe des Hintergrunds. Er ist in Rot gewählt, was eine Anspielung auf den Namen des Wettbewerbs sein könnte, da man mit der Farbe Rot in gewisser Weise auch Wut verbindet, außerdem ist es eine Signalfarbe, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Bleistift jedoch schabt eine kleine diagonale Linie der roten Fläche ab und bringt das Weiße darunter zum Vorschein. Der Grafiker hat vermutlich den Bleistift gewählt, da dieser ein typisches Kunstwerkzeug ist. Dieser macht es dem Betrachter möglich ein wenig tiefer „reinzuschauen“ indem er die Fläche freischabt. Zusätzlich bringt es Bewegung in das Bild und die Diagonalen machen es dynamischer. Licht und Schatten schaffen hier die nötige Plastizität und Tiefe. Das Plakat, vor allem der Bleistift, wirkt greifbar durch die plastische Darstellung. Die rote Fläche hat nicht nur die Aufgabe Aufmerksamkeit zu erregen, sie dient auch als Boden des Bildes und stellt die Räumlichkeit her. Andererseits gibt es keinerlei Farbperspektive, die rote Fläche ist überall gleich intensiv, was der räumlichen Wirkung wiederum entgegensteht. Der rote Hintergrund kippt, je nachdem welchen Bereich des Plakates man betrachtet, zwischen räumlicher und flächiger Wirkung hin und her. 
Das Ziel des Plakats ist es in gewisser Weise, mit der Warnhmung als Reiz zu spielen.

https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/84/8d/37/848d375d728a496f23b82359944898fa.jpg
„Who´s afraid of red, yellow and blue“ Barnett Newman (1966)
Aufgrund der Wirkung der Signalfarbe Rot, möchte ich auf die monochrome Malerei von Newman zusprechen kommen, die sich mit dem Thema der psycho-physischen Farbwirkung beschäftigt. Das Bild hat eine monumentales Format und füllt die Wand eines Raumes normaler Größe komplett aus. Man kann es sich sehr leicht vorstellen, da das Kunstwerk hauptsächlich eine große rote Fläche ist. Am linken Rand des Bildes ist jedoch eine kleine Fläche des Bildes in Blau gemalt, am rechten Rand eine minimale Fläche in Gelb.  Diese Bild fiel dem Kunstvandalismus zum Opfer,  es wurde mit einer Schere/ einem Messer zerschnitten. Das ist eventuell zurückzuführen auf die Farbe Rot, die, wie vorher schon angesprochen, Wut auslöst, da man Rot als sehr aggressive Farbe wahrnimmt und rote Flächen auch zur Reizung des vegetativen Nervensystems und zur Ausschüttung von Adrenalin führen.
https://www.kunsthalkade.nl/de/ausstellungen/die-farben-des-style/slideshow/barnett_newman_2018who2019s-afraid-of-red-yellow-and-blue-iii_1967.jpg/@@images/image/large

Ein weiteres Gemälde, das dem von Newman relativ nahe kommt ist „No title“ von Ad Reinhart, welches den Unterschied hat, dass es komplett in Schwarz gestaltet ist. Schwarz ist eher eine Frabe, die Trauer hervorruft. Außerdem unterscheidet man zwischen emotionalen Farben (eigenes Empfinden ausdrücken) und symbolische Farben (z.B durch den kirchlichen Ritus definiert). 

Das nächste Beispiel des Plakat Wettbewerbs besteht hauptsächlich aus einer großen blauen Fläche, in deren Mitte der Facebook Schriftzug etwas gestaucht zu sehen ist. Vor diesem Schriftzug sieht man die bekannte Facebook- Hand, die zu einer Faust geballt ist. Es wird der Eindruck erzeugt, dass die Faust versucht den Facebook Schriftzug aus dem Bild „rauszuhauen“, da die Buchstaben schon sehr eng beieinander hängen. Die Speedlines unterstützen die Faust und somit auch die dynamische und gewaltsame Wirkung. Man bekommt den Eindruck, dass die Faust eine besonders hohe Geschwindigkeit hat und es wird noch einmal deutlich, dass die Faust in Bewegung ist. Der typische  Schriftfont macht es möglich, dass man erkennt, dass es sich um Facebook handelt, ebenso ist die Hintergrundfarbe blau auch die typische Facebook Hintergrundfarbe. Das ganze Plakat ist ein Spiel mit dem Raum, vor allem da man das Gefühl bekommt der Schriftzug soll aus dem Bild verschwinden, das macht den Raum in gewisser das Plakat zu einem begrenzten Raum.

Plakat Nummer 3, ist dem vorherigen etwas ähnlich. Wie vorher ist die Hintergrundfarbe blau, diesmal aber ein etwas helleres blau. Man sieht ein Kind, dass auf einer von drei Tasten einer Tastatur sitzet, die aber die Wirkung einer Eisscholle im weiten Meer haben und sehr plastisch dargestellt sind. Das Kind wirkt sehr einsam und verloren. Die blaue Fläche des Hintergrunds wirkt hierbei endlos und wird zum Raum des Bildes. Im unteren Teil des Plakats steht geschrieben „Don´t leave your kid in the virtual world“. Dadurch wird das Ziel dieses Plakats da, denn es spielt auf die Gefahren im Internet an und auch, dass man doch relativ einsam dort sein kann.

Figur- Grund- Beziehung und Figur- Grund- Wahrnehmungen
Diese beiden Begriffe beschäftigen sich mit optischen Täuschungen. Beispiel hierfür ist wieder ein Plakat, das sich mit den Gefahren beschäftigt, die im Internet lauern. Es ist ein Mädchen zu sehen, dessen Pferdeschwanz den Schnauzer eines Mannes bildet, der direkt hinter ihr steht. Das Mädchen sitzt vor ihrem Laptop und surft im Internet. Das Bild spielt womöglich auf die unzähligen Fake Profile an, die im Internet existieren. Folglich hat das Bild eher einen sexuellen Hintergrund. Das Bild „deckt“ indirekt auf, wer hinter der Person steckt, mit der das Mädchen chattet. Es ist jedoch schwer das Mädchen zu erkennen, da sie dieselbe Farbe hat, wie der blaue Hintergrund. Ein weiteres Detail ist auch noch der weiße Schriftzug „alone?“ im unteren Teil des Bilds. Dieser unterstützt die Interpretation, dass das Mädchen nicht wirklich weiß, was sie gerade tut.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen