Sonntag, 23. März 2014

Marat - Zusammenfassende Interpretation






Ähnlichkeiten des Marat mit der Pietà von Michelangelo:
-          der sichtbare Arm hängt leblos herunter (Symbol für Tod und Hilflosigkeit)
-          guter Körperbau des Opfers (Anlehnung an einen toten Gott)
-          „traumhafte Schönheit“ des Opfers
-          Tücher in der Badewanne des Marat ähneln den Laken des Jesus
-          Wunde am Oberkörper

=> Rückgriff auf christliche Ikonografie
=> Marat wird mit Jesus verglichen und wie Jesus behandelt

ABER: 
Gewaltlosigkeit Jesus <-> Ermordung politischer Gegner durch Marat
Distanz der Revolutionäre (Atheisten) zur christlichen Lehre wird verringert

Marat soll also (wie Jesus) als Märtyrer dargestellt werden.
Somit soll verdeutlicht werden, dass Marat für seine Einstellungen und für eine „gute“ Sache gestorben ist. Für Jacques-Louis David war Marat ein guter Mensch, welcher auch dementsprechend dargestellt werden sollte.

=> Erzeugung von Mitleid oder Bewunderung für Marat


Zusammenfassende Interpretation des „Tod des Marat“

rationale Ebene (beschreibt Offensichtlichkeiten):
-          Brief auf dem Kasten (Spende an Empfänger des Briefes)
-          Brief in der Hand des Marat (von Charlotte Corday)
-          hilflose Lage des Opfers in der Badewanne
-          Tatwaffe auf dem Boden
-          friedlicher, entspannter Gesichtsausdruck

Abstrakte Ebene / Ebene der Symbole:
-          weißes Tuch (Symbol für Unschuld)
-          grünes Tuch (Symbol für die Partei der Jakobiner)
-          niedriger Horizont (Betrachter wird gezwungen in die „Knie“ zu gehen
-          dunkler Hintergrund (Symbol für Tod, Trauer, absolutes Ende)

Ebene des Wissens (soziokultureller Hintergrund):
-          Ähnlichkeit mit der Pietà von Michelangelo
-          Freundschaft zwischen David und des Marat (Widmung)
-          zeitliche Entstehung des Bildes (geschichtlicher Hintergrund)
-          Badewanne (Grab) und Kiste (Grabstein)

Protokoll: B.W. 2KU4 2013

Bildbetrachtung II



Weitere Analyse des Bildes „Der Tod des Marat“ von Jacques-Louis David:

Geometrische Formen:
- Holzkasten als Rechteck  
- gesamte Komposition --> Aufteilung des Bildes in 2 Rechtecke ( Hintergrund & Badewanne)

Räumlichkeit:
- Horizont auf  Nasenhöhe --> Betrachter sieht sich auf Augenhöhe mit dem Opfer
- das Bild muss relativ weit unten am Boden hängen
- Badewanne ist an beiden Seiten des Bildes abgeschnitten --> Situation rückt noch weiter nach vorn, da das Blickfeld des Betrachters auch begrenzt ist
- Badewanne befindet sich am unteren Bildrand -->  Betrachter sieht kaum Boden in dem Bild  -->Betrachter hat das Gefühl, dass er unmittelbar vor dem Opfer steht
Der Betrachter muss sich klein machen und wird förmlich in die Knie gezwungen
Absicht: man soll nicht herabsehen, der Betrachter soll sich nicht überlegen fühlen
  Der Maler möchte ein Denkmal schaffen

Gegenstände im Raum:
- Fluchtpunktperspektive --> Gegenstände wirken 3 dimensional, realistisch
-Hintergrund: keine Gewissheit über die Wand, da man über das Material und allgemein keine Information hat -->  Hintergrund stellt eine unbestimmte Dunkelheit dar
Der Hintergrund bildet einen rätselhaften Kontrast zum unteren Teil des Bildes

Plastizität:
- Plastizität wird durch Licht- und Schattenverhältnis vermittelt (Dinge werden greifbar)
- Licht scheint von oben links, --> Betrachter wird durch Lichtführung von Kopf über Arm zum Brief geführt
- Licht als Assoziation der Religion, durch Belichtung des Kopfes (Heiligenschein)
- gesamtes Gemälde wirkt durchmodelliert, greifbar, mit Ausnahme des Hintergrundes --> besonders realitätsgetreu ist der Körper gezeichnet
Realistische Darstellung ist wichtig um ein Gefühl der Wahrheitstreue zu erzeugen; möchte ein dokumentarisch genaues Abbild der Realität erschaffen.


Farbigkeit:
- überwiegend Brauntöne; weiße Gegenstände wirken eher beige --> hell-dunkel-Kontrast
- 2 Buntfarben: rot --> Blut; grün --> Farbe der Jakobiner auf der Decke (Symbolfarbe)
- Rot & Grün sind Komplementärfarben und stellen einen Kontrast im Gemälde her

Vorbild von David:
- Pietà, Statue von Michelangelo, stellt Maria mit ihrem toten Sohn, Jesus, im Schoß, dar
- Gemeinsamkeiten: toter Mann, Wunde, ähnliche Liegehaltung, herabhängender Arm, Körperbau, Gesichtsdarstellung, gewaltsamer Tod
Querverbindungen werden vom Betrachter gezogen:
- Jesus stirbt für seinen Glauben --> Märtyrertod
- Marat stirbt für seine Überzeugung (Revolution) --> Märtyrertod

Andere Darstellungen des Mordes:
- im Zentrum steht die Mörderin
- die Situation wird meist dramatisiert dargestellt 



 Protokoll: M.S. 2KU2 2013
                                                                                                     

Bildbetrachtung



Betrachtung eines Visuellen Werkes

Vorgehensschritte bei der Interpretation eines Visuellen Werkes:

1.      Beschreibung
-         Genaue Betrachtung des Gehalts des Bildes

2.      Analyse (3 Bereiche die man betrachtet)
-         Komposition (Verhältnis von Figur und Raum)
-         Form
-         Farbe

3.      Zusätzliche Informationen über das Werk oder den Künstler

Anwendungsbeispiel: Der Tod des Marat von Jacques-Louis David (1748–1825):

Komposition des Werkes:
-         Format: Querformat, quadratisch, rund, unregelmäßig oder Hochformat
- In diesem Fall Hochformat
- Man sieht nicht viel von dem Motiv, die Badewanne ist zum Teil abgeschnitten,  Motiv wirkt dadurch näher am Betrachter

-         Kleinformat, Normalformat, Großformat oder 2 Extremfälle: Miniatur und Überlebensgroß (z.B. Krönung von Napoleon)
- In diesem Fall Großformat
- 125 x 165m groß
- Figur ist lebensgroß

-         Horizont: legt den Standpunkt des Betrachters fest
- In diesem Fall liegt der Horizont zwischen den Augen, an der Nasenhöhe

-         Linienart: senkrechte, waagrechte oder schräge Linien
-         Senkrechte + waagrechte Linien: wirken geordnet und strukturiert, man empfindet sie als statisch (bewegungslos)
-         Schräge Linien: wirken dynamisch und ungeordnet
- In diesem Fall überwiegen die senkrechten Linien, sie gehen etwa durch die Hälfte des Bildes durch
- Senkrechten Linien am Kopf: verdeutlichen das „Heruntergezogen werden“ durch den Tod
- Waagrechten gehen fast durch die Breite des Bildes durch
- Sehr wenig schräge Linien, nur schräge Linien vorhanden die sehr kurz sind: Zettel, Ober-Unterarm, Falten von den Tüchern, tödliche Wunde, Messer und Feder -> Alles was vom Mord ausgeht ist mit schrägen Linien gekennzeichnet dadurch bekommen diese Gegenstände mehr Aufmerksamkeit

-         Reale Linien: Kanten bzw. die Umrisse der Motive
-         Gedachte Linien: Körperachsen, Blickrichtungen


Protokoll: M.R. 2KU2 2014