Dienstag, 7. Januar 2014

Daniel Spoerri und der Nouveau Realisme



Nouveau Realisme (frz. Der neue Realismus)

Künstler: Daniel Spoerri 
Objektkunst
Spoerris eigene Varianten der Objektkunst sind das Fallenbild (eine spezielle Art von Assemblage) und die Eat-Art (Kunst rund um das Thema Essen )

                Kichkas Frühstück (1960)
                Assemblage(Fallenbild)

Beschreibung:   
Ein mit orangem Papier überzogenes Brett, das auf einen schwarzen, etwas ramponiert wirkenden Stuhl gelegt wurde, dient als Tisch-Ersatz für ein etwas ungewöhnliches Frühstücks-Gedeck.


Auf dem Tisch: ein als Aschenbecher benutzter Schraubdeckel mit Asche und etlichen Kippen von selbstgedrehten Zigaretten, 2 Schüsseln mit eingetrockneten Resten von Milchkaffee, 2 Eierbecher, ein Trinkglas, eine metallene Kanne zum Wasser erhitzen, eine Salzdose, ein Milchdöschen, eine Dose Instant Kaffee, Löffel, überall Essensreste.
Dieser Stuhl hängt im 90° Winkel gekippt and der Wand. Alle Gegenstände auf dem Stuhl wurden festgeklebt, sie hängen auf der Unterlage wie Insekten auf einer Fliegenfalle --> Fallenbild.

Aus den Essensresten kann man versuchen, die Situation zu rekonstruieren: 
Zwei Personen habe ein sehr spärliches Frühstück miteinander geteilt. An der Anzahl der Kippen kann man erkennen, dass sie länger zusammen gesessen haben, als für ein solch karges Mahl nötig gewesen wäre. 
Das Frühstück wirkt auch  improvisiert, offensichtlich war in dem Raum kein Tisch vorhanden. Ist der/die Besitzer/in so arm? Ist es vielleicht gar kein Wohnraum, sondern Kichkas Atelier in dem man sich getroffen hat?

Obwohl man nicht genau weiß, in welchem Verhältnis die beiden Teilnehmer des Frühstücks zueinander gestanden haben (Freunde, Kollegen, Liebhaber?) sieht es so aus, als habe Daniel Spoerri die Situation festhalten wollen, indem er Reste des Mahls aufhebt. Nicht die Schönheit oder der Wert der Gegenstände macht sie "bildwürdig" (Wert, in einem Bild verweigt zu werden), sondern die Erinnerung and ein Gespräch und die damit verbundenen Empfindungen.
In gewisser Weise kann man hier eine Verwandtschaft zu den Vanitasstillleben des Barock sehen, da auch hier die Vergänglichkeit des Augenblicks ein Aspekt des Kunstwerks ist.
Der Betrachter wird eingeladen, den Moment nachzuerleben, oder sich an eigene Erlebnisse zu erinnern.

Es geht nicht um das Aussehen sondern die Erinnerung

Die Künstler des Nouveau Realisme haben, ähnlich wie die Vertreter der Pop Art in Amerika, nach einem Weg gesucht die Barrieren von Bildung und Fachwissen zu überwinden und den Betrachter wieder unmittelbarer und verständlicher anzusprechen. Dazu benutzten sie oft Gegenstände, die alltäglich und oft sogar schon gebraucht waren für ihre Kunst- Objekte.

Sie arbeiten nicht indem sie Dinge verändern, sondern versuchen Geschichte mit gebrauchten Dingen zu erzählen


Protokoll: M.H. 1KU3 2013

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