Sonntag, 15. November 2015

Marcel Duchamp "Fontaine"


  • Marcel Duchamp ist am 28. Juli 1887 geboren und starb im Jahr 1968. Seine wichtigsten Werke entstehen in der Zeit des ersten Weltkrieges. 
    Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Dadaismus und als Begründer der Objektkunst. Er selbst nennt seine Objekte "Objet trouvé" (gefundener Gegenstand) bzw. Ready-Made (vorgefertigter Gegenstand).
     
  • Marcel Duchamps frühe Kunstwerke waren noch gemalte Bilder im kubistischen Stil. Sein Bild "Akt, eine Treppe hinabsteigend" wurde erstmals in der New Yorker Ausstellung "Armory Show" im Jahr 1913, bekannt. Zuerst fand seine Arbeit nur in Amerika Anerkennung. 

  • Sein Ready-Made "Fontaine", welches aus einem weißen Porzellan-Urinal, das um 90° gekippt wurde, besteht, wollte er 1917 in einer Ausstellung vorstellen. Obwohl er selbst in der Jury saß, wurde sein Werk nicht zur Ausstellung zugelassen. Das Objekt hatte er jedoch auch nicht mit seinem echten Namen signiert und eingereicht, sondern mit R. Mutt. 
    Der Name gibt keine Hinweise auf die eigentliche Funktion des Gegenstands. Fontaine bedeutet nämlich Wasserspiel oder klares Wasser und dabei denkt man dann nicht direkt an ein dreckiges Klo.

  • Marcel Duchamp liebte Wortspiele, dies kann man an seinen Pseudonymen sehen. Seine Pseudonyme haben meist einen doppelten Sinn. Sein Pseudonym R. Mutt, welchen er bei Fontaine verwendet, ist eine Lautmalerei, wobei "Mutt" ein amerikanischer Slang-Ausdruck für "Straßenköter" ist und das amerikanisch ausgesprochene R. für dessen Knurren steht.

  • Sein Konzept war es, die Erwartungen des Publikums an ein Kunstwerk auf den Kopf zu stellen. Statt eines handwerklich-virtuos hergestellten Einzelstücks wird maschinell hergestellte Massenware, deren ursprünglicher Designer unbekannt ist, durch Loslösung aus der ursprünglichen Funktion (Toilette), die Präsentation in einer anderen Umgebung (Galerie, Sockel) und die Signatur des Künstlers zu einem Kunstwerk erklärt.
    Ein Ziel seiner Aktion könnte es gewesen sein, den Blick des Betrachters auf die Eigenarten und die Schönheit der Form zu lenken. 
    Mit Sicherheit wollte er mit seinen Ready-Mades provozieren und die traditionelle, abbildende Kunst in Frage stellen. Nicht nur weil die Fotografie die Aufgabe des Abbildens viel genauer und schneller erledigte, sondern auch weil Duchamp in industriell hergestellten, technischen Formen eine unerreichbare Perfektion und Schönheit sah.
    Auch die politische Lage Europas, der Protest gegen den Ausbruch des 1.Weltkriegs könnte ein Grund für diese Provokationen gewesen sein.
    Ähnlich wie sein Objekt "Flaschentrockner" kann man in der Fontaine auch eine erotische Anspielung erkennen. Durch die Drehung entsteht eine Form, die an eine Vagina erinnert. 

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