Letzte Stunde
wurde bereits über dieses Thema gesprochen, allerdings vor einem
anderen Hintergrund. Während dort noch über die verschiedenen
Darstellungsweisen von menschlichen Körpern und wie diese auf
verschieden weise den Raum für sich einnehmen diskutiert wurde, geht
es nun darum, welche Wirkung der Körper des Künstlers bei der
Entstehung eines Bildes hat.
Wir
beschäftigen uns hier besonders mit der Kunstrichtung des Abstrakten
Expressionismus und mit ihren bekanntesten Vertreter, dem
Amerikaner Jackson Pollock und mit der deutschen Zeichnerin Regine von Chossy.
Abstrakter
Expressionismus
Die
Kunstrichtung entstand in den späten 40ern in Nordamerika und wurde
vor allem durch Jackson Pollock geprägt der angeblich auch den
Begriff Abstrakter Expressionismus erfand als er beschloss etwas
neues zu schaffen etwas, dass „weder abstrakt noch
expressionistisch wäre und doch beides zugleich“. Der Begriff
„Abstrakter Expressionismus“ fiel in diesem Zusammenhang zum
ersten mal. Es stand hierbei das Gefühl, also in welchem emotionalen
Zustand sich der Maler während der Arbeit befand, im Vordergrund.
Der Künstler versucht also mit seinem Werk auszudrücken wie er sich
gerade fühlt. Hierbei kann es durchaus sein, dass ein Künstler über
einen längeren Zeitraum an einem Bild arbeitet und deshalb bei
genauerer Betrachtung des Bildes, verschiedene Stimmungen des
Künstlers wie etwa fröhlich, depressiv, lustvoll, müde, frustriert
oder auch zornig erkannt werden können.
Jackson
Pollock
Wie bereits
erwähnt war Jackson Pollock ein amerikanischer Maler und Vertreter
des abstrakten Expressionismus, der einen besonderen Malstil hatte.
Seine Werke malte er meist auf riesigen Leinwänden die bis zu zwei
Meter hoch sein konnten. Malen ist hier jedoch nicht das richtige
Wort da Pollock die Farbe wahlweise mit einem Holzstock oder auch
mit einer Rolle auf die Leinwand, die wie ein Teppich am Boden lag,
spritzte. Diese Technik bezeichnet man als „Dripping“. Dabei war
er ständig in Bewegung, da er auf seiner oft sehr großen Leinwand
hin und her lief, wobei er auch Brücken verwendete, um sein Werk
nicht zu beschädigen. Das Ergebnis dieser sehr zeitaufwendigen Art
zu malen war ein immer wieder aufs neue einzigartiges Bild, dass sehr
vielfältige Muster aufwies die die verschiedenen Stimmungen Pollocks
während des Malens ausdrückten. Diese sehr dynamische Art zu malen
wird als „Action Painting“ bezeichnet. Die Aktion des Bewegens,
die auch das Thema des Bildes ist, wird oft mit „Kleinkindermalerei“
verglichen, da der Künstler wie in Trance, fasziniert von der
eigenen Bewegung, seinem Gefühl folgt, ohne etwas konkretes zu
malen. Pollocks Bilder haben im Original eine besondere Wirkung, da
es für den Betrachter so scheint, als würden die Linien aus dem
Bild kommen oder sich unter andere legen. Die Linien werden oft mit
einer Mikroskopischen Darstellung von beispielsweise Nervenbahnen
verglichen. Der Betrachter „fällt in das Bild hinein“ was als
Scheinräumlichkeit bezeichnet wird. Allerdings kommt es nur zu
diesem Effekt, wenn das Original betrachtet wird.
Der
Zusammenhang von Jackson Pollock mit dem Thema Kunst und Körper ist
leicht zu erkennen.
Seine Bilder
sind letztendlich eine Darstellung seiner (Körper) Bewegungen oder
auch eine zusammengefasste Vorgangsbeschreibung.
Regine von
Chossy
Diese weniger
bekannte Künstlerin ist zwar ebenfalls eine Vertreterin des
abstrakten Expressionismus unterscheidet sich jedoch in vielen
Punkten, vor allem mit ihrer Technik von Jackson Pollock. So benutzt
sie ausschließlich Kreiden und malt auch nicht auf Leinwand sondern
auf Papier, dass meist vor ihr an der Wand hängt. Was ihrer Werke
aber von vielen Künstlern unterscheidet ist, dass sie zum malen
beide Hände gleichzeitig verwendet und von oben nach unten arbeitet.
Diese Technik hat zur Folge, dass ihr fertiges Bild nie symmetrisch
ist. Sie ähnelt Pollock aber auch in gewisser Hinsicht, da ihre
Bilder aus mehreren Schichten bestehen und sich ihre Bewegungen in
ihren Bildern widerspiegeln. In ihren Bildern erkennt man auch wie
sie durch ihr Malen mit zwei Händen in ihren Bewegungen
eingeschränkt ist, was man auch an den vielen hell/dunkel Kontrasten
sehen kann. Weitere Körperlichen Einschränkungen wie etwa Müdigkeit
oder Länge der Arme die auch Auswirkungen auf die Dynamik des Bildes
haben, sind ebenfalls bei genauem Hinsehen zu erkennen. Wie Pollock
verfällt auch Chossy während dem malen in einen Trance Zustand in
dem sie nur noch ihrem eigenen Körperrhythmus folgt und und alle
negativen Einflüsse um sich herum verdrängt. Sie konzentriert sich
also nur auf sich selbst und ihr Bild. ihre Art zu zeichnen wird auch
als energetisches Zeichnen bezeichnet, was bedeutet, dass alles in
einem Fluss und meist in den gleichen Farben (meist Blau) gezeichnet
ist.
Die Grundidee
der Beiden Künstler ist also sehr ähnlich, da ihre Werke sozusagen
Porträts ihres eigenen Körpers bei der Arbeit sind.
http://www.muenchner-galerien.de/wp-content/uploads/ausstellung-1385486906-Westend_chossy_Vibrationsfeld_II_.jpg
http://www.muenchner-galerien.de/wp-content/uploads/ausstellung-1385486906-Westend_chossy_Vibrationsfeld_II_.jpg
Protokoll: J.M. 1KU1 2013/14