Marina Abramovic und Ulay
In der letzten Stunde sahen wir uns
einen Film über das Künstlerpaar Marina Abramovic und Ulay an.
Darin waren verschiedene Performances zu sehen.
In der ersten Performance saßen die
beiden Künstler ca. vier Stunden Rücken an Rücken. Das Besondere
war, dass die beiden über ihr Haare miteinander verbunden waren.
Somit konnten sie sich nicht bewegen ohne den Anderen Schmerzen zu
bereiten. Ulay meinte, er habe sich bei dieser Performance wie ein
Teil eines siamesischen Zwillings gefühlt. ("Relation in Time")
Bei einer anderen Performance gab sich
das Künstlerpaar abwechselnd gegenseitig „Schellen“. Zu Beginn
hörte man nur das Klatschen der Schläge, das sehr rhythmisch war.
Beide schlugen stark zu und taten sich auch sehr weh dabei. Doch
somit kamen sie sich nur noch näher. ("Light/Dark")
In der dritten Performance standen sich
Marina und Ulay gegenüber – in der Mitte ein Pfeil. Ulay hielt
dein Pfeil auf der Sehne und Marina hielt den vorderen Teil des
Bogens und lehnte sich zurück. Somit war der Bogen gespannt und der
Pfeil auf Marinas Herz gerichtet. Bei dieser Performance zeigten
beide Vertrauen und bewiesen außerdem Verantwortung. ("Rest Energy")
Bei einer weiterern Performance atmeten
die Beiden mit aufeinander gepressten Münder. Dabei waren ihre Nasen
verschlossen und sie waren gezwungen sich den Sauerstoff zu teilen.
Doch irgendwann ging der Sauerstoff aus. Die Performance sollte
zeigen, wie wichtig der Sauerstoff in unserem Leben ist. ("Breathing in - Breathing out")
Bei einer Performance ist es sehr
wichtig, wie sie heißt. Denn auch der Name ist ein wichtiger Teil.
So auch bei der Performance „Relation in Space“ (= Beziehung im
Raum) bei der die Künstler nackt aufeinander zu gerannt sind und
dann mit ihren Körpern aufeinander prallten. Dies sollte sowohl an
das Zusammentreffen zweier Planeten im Weltraum erinnern, als auch
das erste Treffen von Marina und Ulay an ihren Geburtstagen
darstellen.
Aber nicht nur der Name spielt eine
große Rolle in einer Performance, sondern auch das Publikum. So
bildeten Marina und Ulay in einer Performance einen Eingang mit ihren
nackten Körpern und die Menschen mussten sich daran vorbei drängen.
Dabei spielte das Künstlerpaar mit der Minimaldistanz und die
verschiedenen Reaktionen der Besucher auf die Nacktheit. Das Publikum
hatte immer eine wichtige Rolle, war teilweise in die Performances
eingebunden und wurden auch nicht durch eine Absperrung von den
Künstlern getrennt. ("Imponderabilia")
Doch im Laufe der Zeit veränderten
sich die Performances. Sie wurden ruhiger und hatten weniger mit
Schmerzen zu tun. So entstand die Performance „Nightsea Crossing“
in der das Künstlerpaar in verschiedenen Museen sich sieben Stunden
an einem Tisch gegenüber saßen. Dabei tranken, redeten und aßen
sie nichts. Danach gingen sie in ihr Hotel und tranken dort nur
Wasser und redeten auch nichts. Bei dieser Performance saßen sie
jeden Tag beieinander und hatten doch nichts miteinander zu tun. So
wurden sie sich immer fremder.
Ihre letzte gemeinsame Performance war
„The Lovers“, in der Marina von der
einen Seite von der chinesischen Mauer und Ulay von der anderen Seite
los liefen und sich dann nach drei Monaten in der Mitte zu trafen. Eigentlich wollte
sie nach ihrer Begegnung nach 90 Tagen eine traditionelle Hochzeit
feiern, stattdessen stellten sie fest, dass ihre gemeinsame Arbeit und Beziehung sich zu sehr auseinander entwickelt hatte. Somit trennten sie sich nach dieser
Performance.
Ein gemeinsames Element aller
Performances waren zu Beginn die Schmerzen , die sie sich zufügten.
Sie waren als Paar ein Muster für alle, denn man sollte aufrichtig
sein und seiner Gefühle bewusst sein. Doch in einer Beziehung steht
man sich immer gegenseitig im Weg und übt Einfluss aufeinander aus.
In der Performance „The artist is
present“ von Marina Abramovic kommt es nach Jahren zur stillen
Versöhnung der beiden.
Wolfgang Flatz
Ein weiterer Künstler, der Performances ausübt ist Wolfgang Flatz. Seine Performances und Objekte haben das Thema "Gewalt" zum Inhalt.
Bei einer Ausstellung rennt
er nackt mit dem Kopf gegen eine Metallwand und fügt sich so eine
blutende Platzwunde am Kopf zu. Dabei schreit er immer wieder „schuldig“
und „unschuldig“. Er möchte damit auf die NS-Zeiten anspielen,
wo viele Leute bei Ungerechtigkeiten einfach weg geschaut haben.
Timm Ulrichs
Zum Schluss haben wir uns noch über
den Künstler Timm Ulrichs unterhalten. Dieser hat in seiner
Performance in einem in der Mitte auseinander gesägten Findlingsstein eine Negativform (Mulde) seines Körpers heraus arbeiten lassen, in die
er sich 10 Stunden nackt hinein legte und den Stein dann wieder
schloss.
Die Nacktheit sollte den Menschen an sich darstellen, ohne bestimmte Identität oder Statussymbole. Er litt bei dieser Performance
sowohl körperliche Schmerzen, durch die Kälte des Steins auf der nackten Haut und die Unbeweglichkeit, die Enge, als auch psychische Nöte, wie Platzangst, Entzug von Sinnesreizen und auch Todesängste. Timm Ulrichs lag in
der Embrionalstellung in dem Stein, was andererseits Geborgenheit und den
Schutz zum Ausdruck bringen sollte. Der geschlossene Stein kann sowohl als Gefängnis als auch als Schutzhülle gesehen werden. Das Ende der Performance, die Öffnung des Steins symbolisiert eine zweite Geburt oder auch eine
Auferstehung.
Der Stein wird nach der Performance zum Kunst-Objekt. Der Betrachter kann versuchen, sich selbst in die Vertiefung des Steines zu legen und sich so in die Situation des Künstlers während der Performance hinein zu versetzen.
Protokoll A.R. 1KU3 2013/14
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