Sonntag, 3. Dezember 2017

Marcel Duchamps Objektkunst und Pseudonyme

Marcel Duchamp wandte sich ab 1913 völlig der Objektkunst zu, seine noch heute berühmten Ready-mades regen bis zur heutigen Zeit zum Denken an.


Ready-mades sind Alltagsgegenstände die durch kleine, aber bedeutende, Veränderungen zum Kunstwerk erklärt werden.


Flaschentrockner(1914):

Der sogenannte „Flaschentrockner“ ist eines der berühmteste Readymades von Marcel Duchmap. Bei diesem Werk wurde ein normaler Haushaltsgegenstand verwendet, der damals in jedem Haushalt vorzufinden war. Der Gegenstand ist aufgrund des groben Baus nicht ästhetisch, lässt aber viele unterschiedliche Assoziationen zu. Einerseits bezieht sich der Gegenstand auf die Sexualität, da das Objekt an ein Korsett beziehungsweise an einen Miederrock erinnert, was wiederum auf Damenunterwäsche hindeutet. Auf der anderen Seite erinnern die Haken an Stacheln, welche oft mit Gefahr und Unnahbarkeit verbunden werden.


Fontaine(1917):

Sein zweites Werk, ausgestellt in Amerika, ist wie auch sein erstes Objekt, eine Provokation für andere Künstler dieser Zeit. Dargestellt ist ein neues, weißes und umgedrehtes Pissoir. Hört man den Begriff „Fontaine“ denkt man an etwas Angenehmes und Ästhetisches wie frisches Wasser, sieht man aber das Pissoir ruft der Gegenstand negative Gefühle wie Ekel und Gedanken an Urin hervor. Beschriftet ist das Pissoir mit „R.Mutt“, was einerseits der Name der herstellenden Firma ist, aber andererseits auch lautmalerisch (Onomatopoesie) das amerikanische Wort für Straßenköter, womit man negative Assoziationen hervorruft. Die Form des Pissoirs erinnert an ein weibliches Becken oder das Dreieck, innerhalb des Pissoirs, an die weibliche Anatomie.


L.H.O.O.Q(1919):

Bei diesem Werk Duchamp‘s ist eine Postkarte mit Leonardo da Vincis Mona Lisa zu sehen, einem der bekanntesten und meist bewundertsten Bild der Welt. Jedoch ist diese mit einem Bart versehen, gemalt mit einem Bleistift. Duchamp schreibt den Titel seines "Werks" auch auf die Postkarte, wenn man die Buchstaben laut liest hört es sich an wie „Elle a chaud au cul“, auf deutsch „Ihr ist heiß unter dem Hintern“. Wie auch die anderen zwei Werke stellt dieses Ready-made erneut eine große Provokation für die Kunstwelt dar. Nicht nur die respektlose Übermalung des Werks einer der größten Genies der Kunstgeschichte, sondern auch die Andeutung der Homosexualität. (Es gab Vermutungen, Mona Lisa sei Leonardos Geliebter als Frau verkleidet).



Aber nicht nur mit seinen Ready-mades, sondern auch mit seiner Selbstdarstellung wollte er gesellschaftspolitisch viel bewegen.


Pseudonyme:

Marcel Duchamp besaß eine ganze Reihe von zusätzlichen Namen. Belle Haleine, übersetzt „schöner Atem“, hört sich aber an wie "schöne Helene", ist die weibliche Darstellung seiner Person auf einem Parfum, dass mit diesem Namen und „Eau de Voilette“ beschriftet ist (statt Eau de Toilette) was übersetzt „Schleierwassser“ heißt.

Rose Sélavy ist ein weiterer Name seiner weiblichen Darstellungsform, der abgeleitet wird von "La vie en rose", das „schöne Leben“.

Sein letztes Pseudonym Marchand du Sel ist eine Wortspielerei mit seinem eigenen Namen und bedeutet soviel wie „Salzhändler“, womit er aussagen will, dass er das "Salz in der Suppe" liefert, also die Kunstwelt belebt.


Mit seinen Werken und Darstellungen will uns Marcel Duchamp zeigen, dass Kunst kein Leitfaden und auch keine Religion ist, und die Leute zum denken anregen, warum Künstler etwas Besonderes sein sollten. Mit all seinen Provokationen versuchte er gesellschaftspolitisch etwas zu bewegen, bis er sich ab Mitte der Zwanziger Jahre nur noch dem Schachspiel zuwandte.




 Flaschentrockner


 Fontaine


 L.H.O.O.Q.


 Belle Haleine


 Rrose Sélavy






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