Sonntag, 3. Dezember 2017

Pablo Picasso: Stillleben mit Rohrstuhl, 1912


Auf den ersten Blick bemerkt man die ungewöhnliche Form und Größe des „Stillleben mit Rohrstuhl“ von Pablo Picasso. Mit Maßen von 27x35cm ist das Bild sehr klein und mit der ovalen Form sehr außergewöhnlich.
Zwar ist wenig auf den ersten Blick erkennbar, aber man sieht nach einiger Beobachtungszeit ein paar Gegenstände:
-  Oben rechts ist zum Beispiel eine Zitronenpresse erkennbar, 
 - direkt darunter eine Jacobsmuschel. 
- Links oben sieht man die Buchstaben „JOU“, die für Journal stehen, es ist also eine gefaltete Zeitung. 
 - Neben dem U kann man auch noch eine Zigarette erkennen. 
 - In der Mitte des Gemäldes findet sich eine Kaffetasse wieder, die aber auch als Kerze erkannt werden könnte. 
 - Der linke untere Teil besteht hauptsächlich aus einem aufgeklebten Wachstuch mit Rohrstuhlmuster. 
Dies ist aber nicht der einzige nicht gemalte Gegenstand in diesem Bild. Der Rahmen ist ebenfalls echt, nämlich ein Seil. 
Man kann außerdem erkennen, dass all diese Gegenstände nicht auf einem Tisch, sondern vermutlich auf einem Stuhl liegen. Die Szene erinnert an ein typisches Frühstück eines Bohemièn, ein Künstler der sehr arm aber frei ist. Picasso hatte diese Armut in seiner Anfangszeit erlebt, dieses Werk spiegelt also Situation wider, die ihm sehr vertraut war.

Man kann dieses Gemälde in verschiedene Realitätsstufen unterteilen:
-Die realen Gegenstände, die montiert wurden (Seil)
-Die realen Gegenstände mit illusionistischem Druck (Wachstuch)
-Die kubisch aufgelösten Gegenstände (Jacobsmuschel, Tasse, Zigarette)
-Abstrakte Zeichen (Buchstaben)

Durch das Aufkleben des Wachstuchs wird das Bild Picassos zu einer Collage (Fläche). Das Seil, das die Leinwand umrahmt könnte man als Teil einer Montage betrachten (eingefügtes 3-dimensionales, greifbares Bildelement).


Dieses Bild zu interpretieren ist nicht leicht, aber Picasso will damit vermutlich ausdrücken, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, die sichtbare Realität wiederzugeben, wobei weder der Illusionismus noch der Kubismus letztendlich eine allgemein gültige Darstellung sein können.



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