I.
Betrachtung
http://www.bildergipfel.de/images/products/wt/originals_ART8233.jpg
Sehr detailreiche Ausgestalltung der einzelnen Gegenstände.
Sehr detailreiche Ausgestalltung der einzelnen Gegenstände.
=> Arbeit wirkt
beinah real.
S. van Hoogstraten feiert sein
imitatives können, da Werk auf ersten Blick kaum von der Realität
unterscheidbar.
=> sog. Täuschen des
Betrachters (frz.: trompe l'oeil)
II.
Interpretation
Die Gegenstände sind augenscheinlich
in zwei Bereiche teilbar:
1. Hygiene (z.B.:
Rasierpinsel, Seife, etc.)
2. Lehre / Schreiben u.
Lesen (z.B.: Brief, Schreibfeder)
Lediglich die Kette mit den
Amuletten ist darunter nicht zuzuordnen.
Gegenstände der Hygiene standen z.Z.
von S. van Hoogstraten auch als Symbol für geistige
Reinheit. Gegenstände der Lehre / des Lesens u. Schreibens können als Symbole
der Bildung/der Belesenheit stehen.
Die Kette wurde
S. van Hoogstratens als Anerkennung für seine literarischen Werke verliehen.
Jeder einzelne Gegenstand kann eine
eigene, zeitgenössische Bedeutung haben, die heute nicht mehr von jedem erkannt
werden kann.
=> Selbstporträt S.
van Hoogstratens durch Symbolisierung seiner (wahrscheinlich nach eigener
Einschätzung) besten o. markantesten Charaktereigenschaften.
=> versteckte Selbstdarstellung,
um bescheiden zu wirken
III.
Vergleich
Im Werk von J. Marrell
"Vanitas-Stillleben"(1637) ebenfalls versteckte Selbstdarstellung (Spiegelung
des Künstlers in der Glasvase).
A. Dürer (1471 bis 1528) dagegen
kann als Bespiel der offenen, selbstbewussten Selbstdarstellung genommen
werden, da er sich in seinem weltbekannten Selbstporträt
mit Pelzmantel in aufrechter und royaler Haltung verewigte.
IV.
Erklärung Hybris
Die Selbstdarstellung galt als eine
Form der Hybris (griechisch für
Überheblichkeit) und stellt ebenfalls ein Vanitasmotiv
dar.
In
den Göttersagen Griechenlands drehen sich viele Geschichten um die Bestrafung
der Überheblichkeit. Beispiel: eine menschliche Frau namens Arachnae, die als
beste (menschliche) Weberin galt und deshalb
vor Athene trat und überheblich prahlte, sie könnte besser als die Göttin weben
wurde von der erzürnten Athene in ein Spinnenwesen verwandelt, und verdammte
sie dazu auf ewig zu weben. Somit wurde Arachnae ihre Überheblichkeit zum Verhängnis.
V.
Vanitas Motive (Quelle://http:www.kunstdirekt.net/symbole/start.htm)
Anmerkung von Frau Koenig: unser Protokollant hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht und eine sehr detaillierte Aufzählung und Erläuterung von Vanitassymbolen angefügt, die man sich unbedingt durchlesen sollte aber nicht auswendig lernen muss. ;)
Blumen:
Besonders Schnittblumen tragen in
sich bei aller kostbaren Schönheit das Los des Verblühens.
In den Bildern wird dies sehr oft durch noch in voller Blüte stehenden Blumen und bereits verwelkenden
Pflanzenteilen zum Ausdruck gebracht.
Kerzen:
Im Christentum, vor allem in der
katholischen Liturgie, spielen Kerzen während des Gottesdienstes, bei Begräbnissen und bei Prozessionen als
Symbole des Lichtes und des Glaubens
eine große Rolle. Darüber hinaus sind sie das Symbol für die individuelle Seele, für das
Verhältnis von Geist und Materie (die das Wachs verzehrende Flamme). Oft wird dem personifiziertem Tod in
Gleichnissen die Macht über
brennende Kerzen, von denen jede ein Menschenleben symbolisiert, zugesprochen. Eine erlöschende Kerze steht unmittelbar für das Sterben,
eine erloschene oder umgekippte für
den Tod. Die Seele, in diesem Zusammenhang also die Flamme, das Licht, hat den Körper verlassen und die
vergängliche Hülle, die Materie zurückgelassen. Stellvertretend tauchen gelegentlich auch Öllampen oder Fackeln als gleichbedeutende Gegenstände
auf. Das Motiv einer eben erloschenen Lichtquelle,
deren dünne Rauchfahne vom Luftzug verweht wird, findet sich als Gleichnis auch bei dem
zeitgenössischen Dichter Andreas Gryphius:
Was sind wir Menschen
doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen,
Ein Ball des falschen
Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit,
Ein Schauplatz aller
Angst und Widerwärtigkeit,
Ein bald verschmelzter
Schnee und abgebrannte Kerzen.
Das Leben fleucht darvon
wie ein Geschwätz und Scherzen...
So werden wir verjagt
gleich wie ein Rauch vor Winden.
Luxusgüter:
Der neue Konsumstandard in den
barocken Niederlanden führt dazu, daß die Kirche in den erwerbswirtschaftlich aufgehäuften Reichtümern nur
eitlen Tand erkennt, der die
Menschen vom rechten Weg abbringt. In Bildern treten sie oft in ambivalenter (zweifacher) Weise auf: zum einen wecken
sie mit ihren verführerischen Reizen Begehrlichkeit,
die mit den Mitteln einer verfeinerten ästhetischen Gestaltung noch gesteigert wird, zum anderen wird
dieses Besitzwollen durch die Beigabe eines an die
Vergänglichkeit mahnenden Totenkopfes verleidet (vgl. auch: Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus). Als Gegenstände finden
sich oft Münzen, Schmuck,
Kunsthandwerk, prachtvolle Stoffe usw. in den Bildern.
Machtinsignien:
Neben den Insignien weltlicher Macht
(Kronen, Zepter, Ritterharnisch,...) gehörten auch
die Tiara (dreifache Krone des Papstes) und die Mitra (Bischofsmütze) sowie der Globus als Symbol weltweiter
Machtexpansion und Eroberungslust zu den Elementen
der Eitelkeit. In diesen Symbolen drückt sich der Glauben an die Kurzlebigkeit menschlicher Machtgefüge im
Gegensatz zur Ewigkeit des Himmlischen
Reiches aus. "Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehen" (Andreas Gryphius in seinem Gedicht:
"Alles ist eitel").
Calderon de la Barca:
"Das Leben ein Traum"
Denn in den Räumen
Dieser Wunderwelt ist
eben
Nur ein Traum das ganze
Leben;
Und der Mensch (das seh
ich nun)
Träumt sein ganzes Sein
und Tun,
Bis zuletzt die Träum'
entschweben.
König sei er, träumt der
König;
Und, in diesen Wahn
versenkt,
Herrscht, gebietet er
und lenkt.
Alles ist ihm
untertänig,
Doch es bleibt davon ihm
wenig,
Denn sein Glück verkehrt
der Tod
Schnell in Staub (o
bittre Not!);
Wen kann Herrschaft
lüstern machen,
Der da weiß, daß ihm
Erwachen
In des Todes Traume
droht?...
Mäuse:
Ihre starke Vermehrung und große
Gefräßigkeit und der damit verursachte Schaden haben
die Mäuse zu den menschenfeindlichen, oft auf Anstiften des Teufels agierenden Mächten in Bezug gesetzt. In
Vanitas-Stilleben galt sie oft als Inbegriff der
Erbsünde der Concupiscentia.
Musikinstrumente
u. Noten:
So wie für die damaligen Menschen
der Klang der Musik nur im Augenblick erlebbar ist
und, kaum gehört, wieder verklingt, so wird das menschliche Leben vor dem Hintergrund der Ewigkeit nur als flüchtiger
Augenblick verstanden. Die Anspielungen
auf diesen Gedanken können sehr
vielfältig sein; so kann zum Beispiel
eine gerissene Seite unmittelbar
auf den Tod anspielen (vgl. auch ugs.: "Das
Ende vom Lied").
Als eine der Quellen für diese
Metaphern dürfte die Bibel mit den Versen des Predigers
Salomo (2.Kapitel, Vers 8 - 11) in Betracht kommen:
"Ich sammelte mir
auch Silber und Gold und von den Königen und Ländern einen Schatz; ich schaffte mir Sänger und
Sängerinnen und die Wonne der Menschen,
allerlei Saitenspiel; (...) Da ich aber ansah alle meine Werke, die meine Hand getan hatte, und
die Mühe, die ich gehabt hatte, siehe, da war es alles eitel und Haschen nach Wind und kein Gewinn
unter der Sonne."
Schädel:
Symbol der Vergänglichkeit des
Menschen. Er findet sich oft auf Grabsteinen und Grabbildern oder als Meditationsobjekt in der Hand heiliger
Personen: "Alles zerfällt mit
dem Tode, der Tod ist die letzte Grenze der Dinge.". In Vanitas -
Stilleben taucht er gelegentlich mit
einem abgetrennten, zur Seite geschobenen Unterkiefer auf und steht damit sinnfällig als Zeichen für die
Auflösung der Person. Dahinter steht die christliche
Mahnung, daß im Hinblick auf den Tod als letzten Lebensabschnitt nur Rettung verhießen werden kann, wenn
der Mensch in steter Reue und Selbstzerknirschung
Buße tut.
Seifenblasen:
Die Erkenntnis "Homo bulla"
- der Mensch ist wie eine Seifenblase - erscheint in vielfach abgewandelter Form in Vanitas - Stilleben. Sehr oft wird
dieses Motiv in Verbindung mit Kindern,
scheinbar ohne Hintersinn, in Genrebildern (Schilderungen des täglichen Lebens) eingesetzt. In Stilleben
tauchen in gleicher symbolischer Bedeutung
oft auch Glas- und Kristallkugeln auf.
Auf einem Kupferstich des barocken
Künstlers Hendrick Goltzius findet sich folgender
Vers von F.Estius:
"Die frische Blume,
leuchtend im Frühling und duftend, verwelkt plötzlich und die Schönheit vergeht schnell. So vergeht
auch das Leben der eben Geborenen
und entflieht gleich einer Seifenblase aus leerem Dunst."
Spiegel:
Die Personifikation der Vanitas als
Eitelkeit wurde meistens an Schönheit, Jugendlichkeit,
Begehrlichkeit und Selbstverliebtheit der Frau gekoppelt. Als Bildmotiv setzen sich hier vor allem
sogenannte Toiletteszenen durch, die eine dem zeitgemäßen
Schönheitsideal entsprechende Frau vor dem Spiegel zeigten. Die narzistische Selbstverliebtheit wurde zum
Inbegriff des törichten Lebens, das sich nur im
Moment genießt. In den Vanitas - Stilleben findet sich dieses Motiv in
verkürzter bzw. den Forderungen
des Genres angepaßter Weise oft in der Anwesenheit von Spiegeln oder spiegelnden Flächen wieder, bisweilen auch in
der Form verkleinerter Kopien
antiker Plastiken wie zum Beispiel der Venus, der antiken Göttin der Liebe. Gelegentlich wird auch Verliebtheit in
allen erdenklichen Symbolisierungen als Hinweis
auf menschlichen Wankelmut und damit Vergänglichkeit verschlüsselt.
Spielutensilien:
Besonders Würfel, oft auch achtlos
dahingeworfene Spielkarten verweisen auf das Vertrauen
oder Hoffen der Menschen auf irdisches und materielles Glück. Der bürgerliche Reichtum dieser Zeit entfachte
eine Spielleidenschaft, die nicht nur die zu
Reichtum gekommenen Bürger der Stadt, sondern auch die finanziell benachteiligten Schichten erfaßte. Die
Spielleidenschaft steht im Zusammenhang des Vanitas-Stillebens
meist für ein fehlgeleitetes Lebensziel, das sich durch dunkle Mächte weltliche Güter erwerben will. In
den Darstellungen der Kreuzigung Christi findet
sich dieser Gedanke bei den unter dem Kreuz sich mit Glücksspiel die Zeit vertreibenden Soldaten seine
Entsprechung.
Uhren:
Besonders die Sanduhr wurde als
Gleichnis für die Dauer und Endlichkeit des menschlichen
Lebens verstanden. Mit dem Tod ist in sprichwörtlichem Sinne die Zeit "abgelaufen".
Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch bei Figurenbildern der Stand der Uhr, also die
Menge Sand, der noch durch die kleine
Öffnung rieseln kann; sie erlaubt direkte Rückschlüsse auf die verbleibende Lebenszeit.
Protokoll: M. W. 1KU1 2013
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