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Beschreibung und
Interpretation von Bildern
- Bildbeschreibung
Grundsätzliches
Vorgehen:
- vom Vordergrund zum Hintergrund übergehen (→ der Beschreibung sollte eine Struktur zugrunde liegen)
- markante Bestandteile (Größe, Farbe, etc.) sollten als Erstes genannt werden, da sie die zentralen Aspekte bilden und deshalb auch oftmals in der Bildmitte angeordnet sind
- Ziel: Eine Person, der das Bild völlig unbekannt ist, sollte es sich so präzise und exakt wie möglich vorstellen können
Beschreibung
des Vanitas-Stillebens (Blumenstrauß, Geige und Totenkopf) von Jacob
Marrell, 1637.Öl auf Leinwand; 93x80cm; ‚Staatliche Kunsthalle,
Karlsruhe:
- Auf den ersten Blick lässt sich eine Vielzahl von Gegenständen erkennen, die beliebig verstreut wirken
- Drei Gegenstände treten auffällig hervor: Ein Blumenstrauß in einer Glasvase, auf der sich eine Spiegelung erkennen lässt, in der linken Bildhälfte; ein Geige mit Geigenbogen in der rechten Bildhälfte; ein Totenkopf, der sich hinter der Geige befindet und auf Büchern liegt
→ insgesamt
betrachtet nehmen diese die Bildmitte ein; sie sind also die
zentralen Aspekte des Bildes, was auch durch die Bildunterschrift
bestätigt wird
- Die Beschreibung der restlichen Gegenstände erfolgt vom Vordergrund in den Hintergrund, wobei sich teilweise Gruppierungen unter ihnen erkennen lassen:
-Käse
fressende Maus
-Messer neben
einer halb abgeschälten Zitrone
-Eidechse
-Pfeife, Tabak
und brennende Lunte
-Münzen (eine
an Goldkette gebunden = Medaillon)
-aufgeschlagene
Notenbuch
-Tintenfass mit
Feder, Papierbogen, Siegelring und –wachs
-Insekten
umgeben den Blumenstrauß (Schmetterling, Libelle)
-alle
Gegenstände befinden sich in einer Nische, die auf den Seiten von
Ornamenten eingefasst ist und auf deren oberen Rand zu beiden Seiten
zwei Engelsstatuen zu sitzen scheinen, hinter denen jeweils ein
weiterer Schädel angedeutet ist
(linker Engel:
hält Sanduhr in der Hand; rechter Engel: produziert Seifenblasen →
deuten aufgrund ihrer Nicht-Existenz auf tiefere Deutungsebene hin)
- Spiegelung in der Glasvase:
Zu erkennen
sind die Geige und das Notenbuch, ebenso wie der Maler, der vor einer
Staffelei sitzt und vermutlich gerade am Stilleben tätig ist;
außerdem der hinter ihm liegende Raum mit einem großen von
Tageslicht durchfluteten Fenster und einer weiteren Person, die im
Türrahmen steht
(Bild aus Sicht
des Malers, der Maler wird aber ebenfalls beobachtet)
→Bild im Bild
→nicht nur
Stilleben, sondern Szenerie mit Personen
- Interpretation
Bedeutungserklärung
des Vanitas-Begriffs:
- Eitel, Eitelkeit ( Spieglung auf Glasvase enthält ein Selbstporträt des Malers → Stolz)
- Früherer Bedeutung von Eitel: leer, wertlos, vergänglich
- Bedeutung des Vanitas-Begriffs im Stilleben: „Das lateinische Wort Vanitas bedeutet „Eitelkeit“. „Eitel“ war wiederum gleichzusetzen mit „leer“, „wertlos“ und „vergänglich“. Ein Vanitas-Stillleben verweist demnach darauf, daß die Schätze dieser Welt vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit alles Irdischen nichts nutzen. Es will dazu auffordern, sich nicht an Diesseitiges zu klammern, sondern das ewige Leben zu bedenken.
Vanitas-Stilleben
können in unterschiedlichster Form auftreten. So malte der
Niederländer Abraham van Beyeren u.a. großartige Prunkstillleben,
in denen der ganze Reichtum des damaligen Holland sichtbar wird (Abb.
S. 49). Voller Symbole steckt dagegen das Vanitas-Stilleben mit
Blumenstrauß, Geige und Totenschädel“ von Jacob Marrell (Abb. S.
48), dessen nähere Bedeutung Karl Ludwig Hofmann beschreibt.“
(Quelle: Grundkurs Kunst 1; Michael Kant, Annemarie Schulze-Weslam,
Josef Walch; Schröder Schulbuchverlag; S. 48)
Vanitas-Symbolik
der dargestellten Gegenstände:
-Notenbuch/Geige:
Ton verklingt → Musik ist vergänglich
-Brennende
Lunte: Brennt normalerweise komplett ab, Vorgang lässt sich nicht
stoppen → Symbol für das Leben und das Ablaufen der Lebenszeit,
das sich ebenfalls nicht verhindern/aufhalten lässt
-Rauchen (Tabak
und Pfeife): Tabak zerfällt zu Asche
-Zitrone:
Geruch ist flüchtig
-Glas (der
Vase): Kann zerbrechen; außerdem Hohlkörper → Parallele zum
Totenkopf
(Schädelsymbol)
-Sanduhr:
Zeitfluss, unaufhaltsam
-Seifenblasen:
Zerplatzen
-Kombination
von Büchern und Totenschädel: Wissen/Fantasiewelt der Bücher hat
über den Tod hinaus keinen Bestand
-Maus: Kurzes
Leben, Überbringer von Krankheiten, Ernteschädling, Vorratsdieb
→Lebensbedrohung, da Schädling
-Eidechse:
„Miniaturdrache“ → Symbol für das Böse
-Libelle:
Raubtier
-Schmetterling:
Schön, aber doch nur kurze Lebensdauer
Deutung
der verschiedenen Blumenarten:
- Allgemein: Blumen welken zum Teil schon → ihre Schönheit ist vergänglich
- Weiße Lilie: An ihrem Zweig wird die zeitliche Entwicklung von der Knospe bis zum Verwelken dargestellt → zeitlicher Ablauf des Lebens, mit menschlichem Leben vergleichbar (Altern)
Bedeutung der
Lilie: „Madonnen-Lilie“ → Unschuld, Jungfräulichkeit, reine
göttliche Liebe
- Rose: Irdische Liebe
- Tulpe: Leichtsinn (v.a. im Umgang mit Geld), Spekulation, Verschwendung, Dummheit, Gier (Hintergrund: Tulpenkrise)
- Zusammenfassug:
- Auf der einen Seite Darstellung der angenehmen Seiten des Lebens; Genuss wird mit allen 5 Sinnen angesprochen:
Sehen: Blumen,
Tabak, Zitrone, Geige (realitätsgetreue Imitation von Oberflächen)
Riechen: Tabak,
Zitrone, Blumen
Fühlen: Durch
die präzise Imitation der oberflächlichen Strukturen erhalten die
Gegenstände etwas Haptisches (Münzen, Geige, Glas, Schreiben, Fell
der Maus, Tabak, Messer)
Schmecken:
Tabak, Zitrone
Hören: Klang
der Musik
- Auf der anderen Seite Verbildlichung des Todes (Totenschädel) und Vanitas-Symbolik
Der Tod war im
17.Jhd. besonders präsent und grausam
30-jähriger
Krieg (Plünderungen, Vergewaltigungen, Hungersnöte → ständige
Bedrohung von Hab und Gut und dem eigenen Leben)
Pest (rasche
Ausbreitung während des Krieges; sehr schneller und plötzlicher
Tod → Sicherheit, Vertrauen auf Zukunft fehlt)
- Extremer Kontrast: Ausgiebiger Genuss von Leben und Schönheit, aber auch starkes Bewusstsein für die Bedrohung des Lebens durch den Tod und die Vergänglichkeit
- Suche nach Trost in der Religion → Verhinderung eines ungebremsten Genusslebens wegen der Sorge um den Einlass in Paradies (nur möglichst sündenfrei möglich)
- Grundaussage: Wunderbares Leben, das man jedoch nicht festhalten kann, ebenso wie alles Schöne → Man muss es schätzen und auskosten; allerdings sollte man über das eine (großer Genuss), das andere (Vergänglichkeit, Tod, angestrebtes ewiges Leben bei Gott) nicht vergessen
→Kein
Hedonismus, da die Regeln und Werte aufgrund des hohen Stellenwertes
der Religion und der extremen Bedeutsamkeit eines Lebens im Paradies
von Gott gegeben sind
Protokoll: L.Z. 1KU1 2013
IHr habt mir bei einem vortrag ziemlich geholfen DANKE :D
AntwortenLöschenImmer gerne!
LöschenDanke ich musste dies als Referat machen
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