Die Gruppe der Nouveaux Réalistes fand sich zu Anfang der 60er Jahre zusammen. Die beteiligten Künstler hatten das Ziel, der vorherrschenden Abstrakten Kunst, die sich immer mehr zu einer Kunst einer intellektuellen, gebildeten Elite entwickelt hatte, eine Kunst entgegenzusetzen, die den Blick wieder auf die Realität zu lenkte, indem die
Gegenstände selbst zur Kunst zu gemacht wurden.
Objektkunst
"Kichkas Frühstück" von Daniel Spoerri
Da Werks entstand im Jahr 1960, also 50 Jahre nach dem
Dadaismus, welcher für die Entstehung der Objektkunst beteiligt war.
Auf der Abbildung sieht man einen Stuhl, über dessen Sitzfläche ein schmales, langes Brett gelegt wurde, um ihn so zu einer Art Tisch
umzufunktionieren. Auf dem Brett befinden sich diverse
Frühstücksgegenstände, wie zum Beispiel zwei Eierbecher, zwei französische Kaffeetassen, zwei Löffel, ein Metallkännchen, Kaffeepulver, Kondensmilch, Salz und ein Schraubdeckel mit Zigarettenkippen. Es ist ein sehr ungewöhliches Kunstwerk, denn der Stuhl
mit dem Brett steht nicht, wie normal, auf dem Boden, sondern hängt im 90° Winkel gedreht an
der Wand.
Was auf den ersten Blick relativ einfach wirkt, ist
eigentlich ein großer Aufwand, denn jedes einzelne Detail musste auf
dem Stuhl festgeklebt werden, so auch die Eierschalen,
Zigarettenstummel, die Papierfetzen und die Brotkrümel.
Die
Lebensmittelreste sind aufgrund ihrer geringen Haltbarkeit ein Hinweis auf die Vergänglichkeit, eine Anspielung auf den Vanitas-Gedanken.
Spoerri versucht die Erinnerung an eine besondere Situation, über die wir selbst nur spekulieren können, lebendig zu erhalten, indem er die Reste des Mahles konserviert. Er nennt dieses und ähnliche Kunstwerke Fallenbilder, da mit diesen Gegenstände bestimmte Momente wie Fliegen auf einer Leimfalle gefangen und festgehalten werden.
Das Essen
hier besteht aus simplen Dingen wie Eier, Kaffee und Zigaretten. Da das
Frühstück auf einem ungewohnten Untergrund stattfindet, wirkt es
wie ein provisorisches oder gar flüchtiges Essen, das am Ende
einfach stehen gelassen wurde. Man weiß nicht wer Kichka ist, ob
Frau oder Mann. Dennoch hat man auch ohne ein üppiges Frühstück
Zeit miteinander verbracht, was darauf schließen lässt, dass die
gemeinsame Zeit wichtiger war als ein schmackhaftes Essen oder ein gepflegtes Ambiente. Für
Spoerri war es wohl ein magischer Moment, sodass er ihn gleich mit
einem Fallenbild festgehalten hat.
Im literarischen Zusammenhang
könnte man das Buch "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Marcel Proust nennen, in dem es um
Kindheitserinnerungen geht, die beim Geruch eines bestimmten Gebäcks wieder wach werden.
Im Endeffekt ist
diese Kunst an ein wehmütiges Festhalten an Jugend, Freundschaft und der Versuch den Lauf der Zeit aufzuhalten.
In Daniel Spoerris Werk spielt das Thema Essen in den verschiedensten Formen eine wichtige Rolle. Er nannte seine seine spezielle Art der Kunst daher Eat Art.
Protokoll: J.H. Q11 2014/15
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