Donnerstag, 1. Januar 2015

Die neuen Realisten- Nouveaux Réalistes


Die Gruppe der Nouveaux Réalistes fand sich zu Anfang der 60er Jahre zusammen. Die beteiligten Künstler hatten das Ziel, der vorherrschenden Abstrakten Kunst, die sich immer mehr zu einer Kunst einer intellektuellen, gebildeten Elite entwickelt hatte, eine Kunst entgegenzusetzen, die den Blick wieder auf die Realität zu lenkte, indem die Gegenstände selbst zur Kunst zu gemacht wurden. 
 
Objektkunst
"Kichkas Frühstück" von Daniel Spoerri
Da Werks entstand im Jahr 1960, also 50 Jahre nach dem Dadaismus, welcher für die Entstehung der Objektkunst beteiligt war. 
Auf der Abbildung sieht man einen Stuhl, über dessen Sitzfläche ein schmales, langes Brett gelegt wurde, um ihn so zu einer Art Tisch umzufunktionieren. Auf dem Brett befinden sich diverse Frühstücksgegenstände, wie zum Beispiel zwei Eierbecher, zwei französische Kaffeetassen, zwei Löffel, ein Metallkännchen, Kaffeepulver, Kondensmilch, Salz und ein Schraubdeckel mit Zigarettenkippen. Es ist ein sehr ungewöhliches Kunstwerk, denn der Stuhl mit dem Brett steht nicht, wie normal, auf dem Boden, sondern hängt im 90° Winkel gedreht an der Wand. 
Was auf den ersten Blick relativ einfach wirkt, ist eigentlich ein großer Aufwand, denn jedes einzelne Detail musste auf dem Stuhl festgeklebt werden, so auch die Eierschalen, Zigarettenstummel, die Papierfetzen und die Brotkrümel. 
Die Lebensmittelreste sind aufgrund ihrer geringen Haltbarkeit ein Hinweis auf die Vergänglichkeit, eine Anspielung auf den Vanitas-Gedanken.
Spoerri versucht die Erinnerung an eine besondere Situation, über die wir selbst nur spekulieren können,  lebendig zu erhalten, indem er die Reste des Mahles konserviert. Er nennt dieses und ähnliche Kunstwerke Fallenbilder, da mit diesen Gegenstände bestimmte Momente wie Fliegen auf einer Leimfalle gefangen und festgehalten werden.
Das Essen hier besteht aus simplen Dingen wie Eier, Kaffee und Zigaretten. Da das Frühstück auf einem ungewohnten Untergrund stattfindet, wirkt es wie ein provisorisches oder gar flüchtiges Essen, das am Ende einfach stehen gelassen wurde. Man weiß nicht wer Kichka ist, ob Frau oder Mann. Dennoch hat man auch ohne ein üppiges Frühstück Zeit miteinander verbracht, was darauf schließen lässt, dass die gemeinsame Zeit wichtiger war als ein schmackhaftes Essen oder ein gepflegtes Ambiente. Für Spoerri war es wohl ein magischer Moment, sodass er ihn gleich mit einem Fallenbild festgehalten hat.
Im literarischen Zusammenhang könnte man das Buch "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Marcel Proust nennen, in dem es um Kindheitserinnerungen geht, die beim Geruch eines bestimmten Gebäcks wieder wach werden. 
Im Endeffekt ist diese Kunst an ein wehmütiges Festhalten an Jugend, Freundschaft und der Versuch den Lauf der Zeit aufzuhalten.
In Daniel Spoerris Werk spielt das Thema Essen in den verschiedensten Formen eine wichtige Rolle. Er nannte seine seine spezielle Art der Kunst daher Eat Art.



Protokoll: J.H. Q11 2014/15

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